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Kürzlich schrieb mir eine Leserin. Es ging um ein Thema, das sie wohl sehr reizt, und zwar nicht im positiven Sinne. Sie erzählte von Müttern in Bussen und Bahnen, die auf Smartphones starrten­, und Kindern, die vergeblich versuchten, Kontakt zu ihnen aufzunehmen.

Keine 140 Zeichen zwischen Leben und Tod

Sie zeichnete ein Bild, das mir wohlbekannt ist, mich bislang aber mehr erstaunt als verärgert hat. Mit meinen Töchtern würde­ das nämlich nie klappen­. Ein Blick aufs Handy und ihre Zungen kleben an Fens­tern und Handgriffen, oder sie finden in den Sitzen­ Dinge, die besser für immer dort geblieben wären. Zwischen Leben und Tod, denke ich dann manchmal,­ liegen keine 140 Zeichen.

Smartphone-Eltern: Gefahr im Straßenverkehr

Also: Was tun? Handys in U-Bahnen verbieten und riskieren, dass die Smartphone-Eltern ihre Kleinen auch noch lange Wege im Kinderwagen schieben? Barrierefreie Smartphone-Spuren auf Gehwegen, wie es sie in China längst gibt, sucht man hierzulande ja vergebens. Und wie schnell sich Straßenlaternen vor einem auftun können, weiß ich nur zu gut.

So was ist gefährlich. Und peinlich. Vergleichbar wohl nur mit dem Moment, in dem man ein Fahrrad besteigt und bemerkt, dass man es zuvor nicht auf-, sondern abgeschlossen hat. Unsanft erreicht man den Erdboden und wünscht sich, in ihm zu versinken.

Fördern Smartphones die Entwickung?!

Zurück zum Thema. Wir wissen ja gar nicht, was die Eltern an ihrem Handy so treiben. Klar, vielleicht spielen sie dieses Blubberblasenspiel. Womöglich tun sie aber auch Wichtiges. Vielleicht, so als Beispiel, checken sie auch eine Reihe von Entwicklungs-Newslettern und schauen, was ihre Kleinen so können.

Übrigens finde ich ja, dass die Entwicklung meiner Kinder gerade dann besonders voranschreitet, wenn ich mit dem Smartphone zugange­ bin. Neulich zum Beispiel spielten sie auf dem Boden im Kinderzimmer ruhig­ vor sich hin. Ich machte es mir unten­ in ihrem Stockbett bequem, blieb bei einem Clip über ­"Giganten der Baustelle"­ hängen und sah im Augenwinkel­ ­gerade noch das Beinchen unserer Einjährigen über die Treppe­ nach oben ­­verschwinden.

Plakataktion? Wahrscheinlich Geldverschwendung

Aber Sie warten noch auf eine Lösung des Problems, oder? Denkbar wäre auch, eine­ Aktion auf Busse und Bahnen auszudehnen, an der sich derzeit immer mehr Kitas beteiligen. Mit Plakaten sticheln sie gegen sogenannte "Handyeltern", die ­ihre Kinder abholen würden, ohne vom Smartphone aufzu­blicken: "Heute­ schon mit Ihrem Kind gesprochen?" Nur: Wie wahrscheinlich ist es, dass die das lesen?