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Waldorf, Montessori, Reggio, Bewegungs- oder Waldkindergarten. Auch wenn Kita-Plätze rar sind, Modelle gibt es viele. Keine leichte Wahl für Eltern.

Wann mit der Suche starten?

Es fühlt sich vielleicht komisch an, schon vor der Geburt nach einem Betreuungsplatz für Ihr Kind zu suchen: Aber der Kita-Platz-Mangel ist enorm. Machen Sie sich daher als Eltern schon sechs bis acht Wochen vor dem Geburtstermin ein Bild von der Situation in Ihrem Umfeld. In der letzten Phase der Schwangerschaft könnte das zu beschwerlich werden. Sind Kita-­Plätze in Ihrer Gegend rar, dann lassen Sie sich so früh wie möglich auf die Warteliste setzen und bleiben Sie über die Zeit hinweg im Kontakt mit der Kita-Leitung. Erkundigen Sie sich persönlich oder telefonisch in regelmäßigen Abständen, ob es mit ­Ihrem Wunschtermin klappt. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, längerfristig Alternativen zu finden, falls Sie nicht direkt einen Platz bekommen. Etwa die Betreuung durch eine liebevolle Tagesmutter oder die Verlängerung der Elternzeit.

Was es nicht leichter macht: Von der Kita-Platz-Suche bis zum Antrag auf einen Berechtigungsschein (auch: „Kita-Gutschein“) sind die Unter­schiede zwischen den Bundesländern enorm. Einige haben Kita-Portale, die freie Plätze nennen. Anderswo müssen Eltern Kita für Kita abklappern. Am besten frühzeitig in der Wunsch-­Kita nach dem besten Vorgehen fragen und an wen Sie sich wenden können. Generell haben alle Kinder in Deutschland bis zur Einschulung ­einen Anspruch auf Betreuung im Umfang von mindestens 20 Stunden pro Woche.

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„Viele Kitas stehen vor dem Kollaps“

Das Kind in der Kita gut versorgt wissen? Darauf können Eltern nicht mehr vertrauen. Warum das so ist und was sich ändern muss, fragten wir die Pädagogin Rahel Dreyer. zum Artikel

Wie erkenne ich eine gute Kita?

Und wie soll man durch einen kurzen Schnuppertermin oder Tag der offenen Tür die Qualität einer Kita richtig einschätzen? Professorin Fabienne Becker-Stoll, Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik, nennt ­klare Erkennungszeichen: „Achten Sie beim Reinkommen auf die Lautstärke. In einer guten Kita ist es entweder leise oder Sie hören fröhliches Kinderlachen. Im Idealfall werden Sie und Ihr Kind erwartet und von der Kita-Leitung willkommen geheißen.“ Schauen Sie sich um: Gut ist, wenn die pädagogischen Fachkräfte sich mit den Kindern beschäftigen, viel lächeln und kein Kind alleine weinend herumsteht. „Wenn geschimpft wird, wäre das für mich persönlich ein K.-o.-Kriterium gewesen“, sagt Becker-Stoll, selbst Mutter von zwei Kindern. „Auch Konflikte sollten liebevoll und erklärend gelöst werden.“ Das Personal sollte wertschätzend und freundlich miteinander umgehen. Fragen Sie auch nach, welche Schutzkonzepte zur Vorbeugung von Übergriffen durch Kita-Personal es gibt und wie diese umgesetzt werden.

Welches Konzept ist das richtige?

Überlegen Sie sich im Vorfeld, was für Sie und Ihr Kind wichtig ist: Passen die Öffnungszeiten? Gibt es feste Bring- und Abholzeiten? Wie sieht der Außenbereich aus? Ist die Kita-Küche in der Lage, auf mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien zu reagieren? Je nachdem, ob der Nachwuchs eher schüchtern oder abenteuerlustig ist, sollte auch das Konzept zu dem Kind passen. Hier wird in der Regel zwischen einer offenen und geschlossenen Variante unterschieden. „Beim offenen Konzept bietet die Kita einen bunten Strauß von Angeboten und jedes Kind kann spontan entscheiden, worauf es Lust hat. Etwa Malen im Atelier, Trommeln im Musikraum, Ballspiele im Bewegungsraum oder ein Ausflug zum nächsten Spielplatz“, sagt Daniel Jaensch, Erzieher in der Ballin Naturkita in Hamburg. Oft fühlen sich mit diesem Modell abenteuerlustige Kinder besonders wohl, die keine Probleme mit verschiedenen Ansprechpartnern im jeweiligen Raum haben. Scheuen, zurückhaltenden Kindern gibt meist eine feste Gruppe mit Bezugsperson mehr Halt.

Wie funktioniert die Eingewöhnung?

Die meisten Einrichtungen gewöhnen nach einem intensiven Austausch mit der Bezugsperson des Kindes entweder nach dem Berliner oder Münchener Modell ein. Dabei durchläuft das Kind üblicherweise mit Mama oder Papa gemeinsam in der Kita unterschiedliche Stufen. Diese sind darauf angelegt, dass sich alle gut kennenlernen, Vertrauen aufbauen und die Eltern sich sanft durch länger werdende Trennungen zurückziehen, bis sich das Kind eingelebt hat. Das pä­dagogische Fachpersonal informiert die Bezugsperson während der Eingewöhnung fortlaufend über den aktuellen Stand und die Entwicklung des Kindes. Sprechen Sie hier als Eltern Ängste oder Sorgen ehrlich an. „Beide Varianten eint, dass sie elternbegleitend, bezugspersonenorientiert und abschiedsbewusst sind“, erklärt Psychologin Becker-Stoll. Das heißt, die Eltern oder eine andere Bezugsperson sind in der ersten Zeit zwei bis drei Stunden mit dem Kind in der Kita und lernen dort den Alltag kennen.

Die Berliner Eingewöhnung ist im Schnitt auf zwei bis vier Wochen ausgelegt, die Münchner Variante auf fünf bis sechs Wochen. Entsprechend erfolgt beim Berliner Modell der erste kurze Trennungsversuch für wenige Minuten nach circa drei Tagen und wird dann gesteigert, beim Münchner etwa nach zwei Wochen. Entscheidend ist, dass sich die Bezugsperson nicht heimlich rausschleicht, damit keine Verlustängste entstehen. Verabschieden Sie sich aktiv und bewusst und erklären Sie Ihrem Kind, was passiert, etwa: „Ich hole mir aus der Küche ein Glas Wasser und bin dann gleich wieder da.“ So wird dem Kind schnell klar, dass Sie bald wiederkommen. „Ein kurzes Weinen ist dann normal“, beruhigt Becker-Stoll. „Das Kind sollte sich aber schnell vom pädagogischen Fachpersonal trösten lassen oder im günstigsten Fall aktiv Trost dort suchen. Das zeugt von ­einer guten Bindung zu diesem Menschen.“ Die Expertin rät, dass eine Person – auch Oma und Opa sind denkbar – konsequent die gesamte Eingewöhnung übernimmt. Pausen, etwa Urlaube, oder Wechsel in der Betreuung zögen die Eingewöhnung nur in die Länge.

Was erleichtert dem Kind den Start?

Erzieher Jaensch, selbst Vater von zwei Kindern, weiß, wie Eltern ihren Kleinen grundsätzlich den Start erleichtern: „Je weniger Zeitdruck sie haben und je überzeugter sie sind, dass die Kita ein Gewinn für alle ist, desto unkomplizierter läuft’s.“ Regelmäßiges Feedback sind ein weiterer Garant, dass die Zusammenarbeit zwischen Fachpersonal und Eltern funktioniert. „Das ist ein bisschen wie eine Ehe. Die funktioniert auch am besten, wenn beide Parteien ehrlich miteinander sind und Probleme schnell und offen ansprechen“, so Jaensch.

Was tun bei Problemen?

Und wenn das Kind sich nicht eingewöhnt und untröstlich bleibt? Dann heißt es, gemeinsam auf Spurensuche gehen. Gab es sechs Monate vor dem Kita-Start traumatische Trennungen oder Klinikaufenthalte? Laut Becker-Stoll können solche Ereignisse die Eingewöhnung erschweren. Oder fehlen dem Kind Rituale, die es von zu Hause kennt? Etwa das Kuscheln nach dem Mittagsschlaf? Eine gute Kita wird auch hier Lösungen finden, etwa dass der Lieblingsteddy oder die Bezugserzieherin diesen Part übernimmt oder intensiviert. Oft hilft es, wenn befreundete Kinder gemeinsam eingewöhnt werden, sofern dies möglich ist. Gestalten Sie im Idealfall die erste Zeit nach der Kita möglichst ruhig, ohne viele Verabredungen oder Termine. Denn für die Kleinen ist diese Phase anstrengend. Und wenn die Eingewöhnung trotz aller Bemühungen nicht funktioniert? „Dann ist es wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt, und wir raten, entweder noch einmal die Eingewöhnung mit viel Zeit zu wiederholen oder es nach sechs Monaten noch einmal komplett zu versuchen.“ Jaensch hat das allerdings in 13 Berufsjahren noch nicht erlebt.