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Die Sonne knallt, kein Wölkchen am Himmel. An solchen Tagen wird die Hitze schon so manchem Erwachsenen zu viel. Umso mehr Vorsicht ist bei Babys und Kleinkindern gefragt. Sie reagieren wesentlich empfindlicher auf Hitze als die Großen, erst recht wenn zu viel Sonne auf Kopf und Nacken trifft. Ein Sonnenstich kann dann die Folge sein.

Gerade Kinder in den ersten Lebens­jahren sind besonders gefährdet, weil sie dünnere Schädelknochen und zumeist weniger Haare haben. "Und bis die große Fontanelle richtig geschlossen ist, braucht es etwa zwei Jahre", sagt Professor Holm Schneider, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Erlangen und Leiter des Deutschen Zentrums für ektodermale Dysplasien. Ektodermale Dysplasie bedeutet unter anderem das angeborene Fehlen von Schweißdrüsen und Schwitzfähigkeit, weshalb Betroffene viel leichter einen Hitzschlag erleiden. "Denn Schwitzen ist der wirksamste Schutz vor Überhitzung", stellt Schneider fest.

Allerdings dauert es Monate, bis die Fähigkeit zu schwitzen beim Kind voll entwickelt ist. Babys und Kleinkinder können daher ­ihren Flüssigkeits- und Wärmehaushalt schlechter regulieren als Erwachsene und heizen schneller auf, was sie für einen Hitzschlag empfänglicher macht. "Außerdem haben sie im Verhältnis zum Körper einen größeren Kopf und mehr Haut­­oberfläche", sagt Dr. Stephan Illing, Kinderarzt am Klinikum Stuttgart.

Sonnenstich und Hitzschlag sind oft ein Fall für den Notarzt

Hinzu kommt: Kinder bemerken Hitzeschäden viel zu spät. Je jünger das Kleine ist, desto gefährlicher. "Bei Sonnenstich und Hitzschlag kann das Gehirn anschwellen. Ein Hirnödem und bleibende Hirnschäden können die Folge sein", sagt Illing. ­"Betroffene Kinder müssen sofort intensiv­medizinisch behandelt werden."

Er und seine Kollegen therapieren immer wieder Kinder mit gefährlichen Hitzeschäden. Illing warnt daher vor diesen Gefahren­situationen:

Szenario 1: Der Badeausflug. Sand und Wasser reflektieren das Sonnenlicht und verstärken dessen Wirkung. Gerade wenn Kinder lange im Wasser planschen, bekommen sie leicht zu viel Sonne ab.

Szenario 2: Der in der Sonne geparkte Kinderwagen. "Ein Sonnen­schirm am Buggy bringt nicht viel. Das schätzen Eltern oft falsch ein", sagt Illing.

Szenario 3: Das Kind schläft im ­Auto. Mama oder Papa geht nur kurz einkaufen. "Solche Situationen führen zu lebensbedrohlichen Notfällen!", so Illing. Wenn das Auto in der ­Sonne parkt, darf ein Kind nicht darin bleiben, egal bei welcher Außen­temperatur. Sogar im fahrenden Auto ohne Lüftung können Kinder einen Hitzschlag erleiden.

Wie gefährlich die Temperaturen im geschlossenen Auto ansteigen, sehen Sie auch in nachstehender Infografik.

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Sonnenhut und Sonnencreme müssen sein

Um vorzubeugen, reicht es, ein paar einfache Regeln zu beherzigen. Kinder sollen sich im Sommer nur mit einem hellen, breitkrempigen Hut, der Kopf und Nacken schützt, in der Sonne aufhalten. Das gilt auch, wenn Kinder im oder am Wasser spielen. Lassen Sie Ihr Kind nicht in der Sonne schlafen. Im Hochsommer zwischen 11 und 16 Uhr gehören kleine Kinder nicht in die pralle Sonne – nicht einmal für wenige Minuten. Größeren, die draußen spielen und toben, können Sie ­immer mal wieder den Kopf nass machen. Aber auch sie sollten öfter eine Pause im Schatten einlegen. Achten Sie darauf, dass der Nachwuchs genügend trinkt, mindestens einen halben Liter mehr als normaler­weise. Eine Sonnencreme mit ­hohem Lichtschutzfaktor schützt vor Sonnen­brand – nicht aber vor einem Sonnenstich.

Wie aber merken Eltern, ob ihr Kind am Ende doch zu viel ­Sonne abbekommen hat? Und woran erkennen sie, ob es sich um Sonnenstich, Hitzeerschöpfung oder Hitzschlag handelt? Grundsätzlich gilt: "Fühlt sich das Kind heiß an, ist es unruhig oder verhält es sich auffällig, dann hat der Hitzeschutz versagt", sagt Schneider. Das unterscheidet die einzelnen Phänomene:

Sonnenstich – zu viel Sonne auf Kopf und Nacken

"Bei einem Sonnenstich führt zu viel Sonne auf Kopf und Nacken zur Reizung der Hirnhäute", so Schneider. Das Kind reagiert oft erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne, manchmal erst nachts. Der Kopf ist rot und heiß, der restliche Körper ist unauf­fällig, das Kind hat meist kein Fieber. Aber es leidet unter heftigen Kopfschmerzen, Babys schreien laut und schrill und wollen nichts mehr trinken. Auch Unruhe, Übelkeit und Erbrechen, Nackenschmerzen und -steifigkeit können Symp­tome sein. Wie Sie am besten reagieren, lesen Sie im Kasten.

Erste Hilfe bei Sonnenstich: So reagieren Eltern jetzt richtig

  • Das Kind in den Schatten bringen.
  • Kopf und Oberkörper mit einem Kissen hochlagern.
  • Kopf und Nacken mit kalten Umschlägen oder in Tüchern ein­gewickelten Coolpacks kühlen.
  • Ist das Kind bei Bewusstsein und klagt nicht über Übelkeit, darf es trinken.
  • Beim Kind bleiben, es beruhigen und beobachten.
  • Wird das Kind bewusstlos, hallu­ziniert es, hat es starke Schmerzen oder verschlechtert sich sein Zustand rasch, müssen Sie sofort den Notarzt (Tel. 112) rufen.
  • Verständigen Sie den Notarzt auch, wenn sich innerhalb von 20 Minuten trotz Kühlmaß­nahmen keine Besserung einstellt.

Hitzeerschöpfung – Mangel an Salzen und Flüssigkeit

Hier tritt ein Flüssigkeits- und Salz­mangel nach körperlicher Anstrengung bei hohen Temperaturen auf. Das Kind hat Durst und einen trockenen Mund, seine Haut ist eher kühl, blass und feucht. Bringen Sie das Kind in den Schatten, öffnen Sie enge Kleidung, und lagern Sie die Beine hoch. Geben Sie ihm schluckweise etwas zu trinken – am besten Mineralwasser – und Salzstangen oder -brezeln zu essen.

Hitzschlag – sofort den Notarzt rufen!

"Ein Hitzschlag ist die schwerste, lebensbedrohliche Form der Hitze­­erschöpfung. Zu dem Flüssigkeitsmangel kommt ein gefährlicher Wärmestau hinzu", sagt Schneider. Die Haut ist am ganzen Körper hochrot, heiß und trocken. Das Kind hat Fieber, oft über 40 Grad. Es atmet flach und schnell, erbricht sich oder leidet unter Halluzina­tionen, Krämpfen, Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit. Verständigen Sie sofort den Notarzt unter 112! Bis dieser da ist, leis­ten Sie Erste Hilfe: also das Kind ausziehen, in den Schatten legen und den ganzen Körper mit feuchten Tüchern oder Coolpacks abreiben. Nur wenn das Kind bei Bewusstsein ist und nicht über Brechreiz klagt, darf es etwas trinken!

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