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Hartnäckiger, zäher Schleim macht Kindern, die an Atemwegsinfekten, obstruktiver Bronchitis, Asthma oder gar Mukoviszidose leiden, ganz schön zu schaffen. "Inhalieren ist dann die am besten erprobte Therapie", sagt Prof. Wolfgang Kamin, Kinder-Pneumologe und Allergologe an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Evangelischen Krankenhaus Hamm. Schon Säuglinge dürfen inhalieren, und selbst auf Frühchenstationen kommt die Methode zum Einsatz. Der große Vorteil: Es genügt eine kleinere Dosis des Medikaments, weil es lokal direkt in den Bronchien wirkt.

Bevor Sie Ihr Kind inhalieren lassen, sollten Sie mit dem behandelnden Arzt jedoch besprechen, ob die Therapie die richtige für den Nachwuchs ist – und auch, ob sie als Maßnahme aus­reicht. "Wenn ein Kind zwischen September und April häufiger als drei Mal bei einem Infekt mit verkrampften Bronchien reagiert, sollten Sie einen Kinder-Pneumologen hinzuziehen", so Kamin. "Eine dauerhafte Schädigung der Lunge muss unbedingt vermieden werden."

Prof. Wolfgang Kamin ist Kinder-Pneumologe, Allergologe und Direktor der Kinderklinik im Evangelischen Krankenhaus Hamm

Prof. Wolfgang Kamin ist Kinder-Pneumologe, Allergologe und Direktor der Kinderklinik im Evangelischen Krankenhaus Hamm

Welche Geräte eignen sich?

"Finger weg von der Kochtopf-Methode!", warnt Apothekerin Friederike Elisabeth Uhl aus Freiburg. Die Verbrühungsgefahr ist zu hoch. Zudem können die heißen Dämpfe in die Augen geraten und die Schleimhäute reizen. Babys und Kleinkinder brauchen vielmehr sogenannte Düsen- oder Ultra­­schall-Vernebler. "Diese produzieren sehr kleine Tröpfchen, kleiner als Wasser­dampf", erklärt die Apothekerin.

Das ist wichtig bei Kindern, damit die Tröpfchen überhaupt in der Lunge ankommen. Sind ­diese nämlich größer, bleiben die meis­ten von ihnen in Mund und Luftröhre stecken, was zu Nebenwirkungen wie beispielsweise zu einer Pilz­infektion im Mund führen kann. Zu kleine Tröpfchen werden einfach ausgeatmet. Wichtig: Bis zum zweiten Lebensjahr muss die Inhalationsmaske perfekt sitzen. "Schon ein kleines Leck reduziert die Wirkung auf nahezu null", erklärt Kamin. "Kinder ab drei Jahren sollten mit dem Mundstück inhalieren. Das ist effektiver als mit Maske."

Friederike Elisabeth Uhl ist Apothekerin in Freiburg

Friederike Elisabeth Uhl ist Apothekerin in Freiburg

Dosier-Aerosole mit Vorsatzkammern kommen für Kinder ab drei Jahren infrage. Sie werden genutzt, wenn mit der Inhala­tion auch Wirkstoffe auf­­genommen werden sollen. Die Vorsatz­kammern, auch Spacer oder Chamber genannt, sind in verschiedenen Größen erhältlich. Hier schleudert ein FCKW-freies Treibmittel den Wirkstoff aus dem Gerät. "Manche Kinder akzeptieren Dosier-Aero­sole besser als Vernebler. Sie sind klein, leise und das Inhalieren dauert nur ein paar Sekunden", sagt Apothekerin Uhl. Pulver-Inhala­toren eignen sich für Kinder ab dem Schulalter. Hier bewirkt ein kräftiger Atemzug, dass das Medikamentenpulver auseinandergerissen wird und in die ­Lunge gelangt.

Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer ist Apothekerin in Oldenburg

Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer ist Apothekerin in Oldenburg

Inhalieren – aber womit?

Kochsalzlösung pflegt, reinigt und beruhigt die Schleimhäute. Physio­logische Kochsalzlösung aus der Apotheke ist dem Salzgehalt des menschlichen Körpers angepasst und daher am besten geeignet. "Ich empfehle Ampullen zur sterilen Entnahme, da sich in geöffneten Flaschen schnell Keime bilden", sagt Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer, Apothekerin in Oldenburg. Wer ein Fläschchen verwendet, sollte einen speziellen Hygiene-Aufsatz benutzen, auch Spike oder Dorn genannt. Außerdem wichtig: Koch­salz-Inhalationen sind nur mit ­Düsen- oder Ultraschall-Verneblern wirkungsvoll, da nur diese Geräte die Lösung fein genug zerteilen.

Wann kortisolähnliche oder bronchienerweiternde ­Wirkstoffe eingesetzt werden, entscheidet der Arzt. Vor kortisolähnliche Mitteln, die Eltern häufig kritisch ­sehen, muss niemand Angst haben. Die Wirkstoffe sind mit dem körper­eigenen Hormon Kortisol verwandt. Die modernen Präparate wirken praktisch nur in der Lunge und sind dadurch viel ­besser verträglich als frühere Mittel. "Sie ­dämpfen überschießende Reaktionen des Immunsystems und wirken entzündungshemmend", sagt Rösch­eisen-Pfeifer.

Wie sieht es mit ätherischen Ölen aus?

"Babys und Kleinkinder dürfen­ nicht mit ätherischen Ölen inhalieren­", sagt Röscheisen-Pfeifer. Diese­ reizen Augen und Schleim­häute. Pfefferminzöl und andere Subs­tanzen können bei Kindern gar zu aller­gischen Reaktionen bis hin zur Atemnot führen. Gegen altersgerechte Erkältungssalben spricht hingegen nichts.

Was kann beim Inhalieren schieflaufen?

Stellt sich kein Therapieerfolg ein, inhaliert das Kind oft nicht richtig. Lassen Sie sich noch einmal vom Arzt oder vom Apotheker erklären, worauf Sie zu achten haben. Außerdem müssen Mundstück, Maske und die Verneblereinheit mit Medikamentenbecher von Inhalationsgeräten nach jedem Gebrauch mit heißem Wasser gereinigt werden. Legen Sie die Teile dann auf Küchen­papier, und lassen Sie sie gut trocknen. Denn in feuchtem Mi­lieu können sich Bakterien leicht vermehren. Außerdem ist es sehr wichtig, dass der Schlauch keine Feuchtigkeit zurückbehält. "Wir empfehlen immer, diesen nach der Inhalation ohne Verneblereinheit mittels des Kompressors trockenzupusten und hängend aufzubewahren, damit kein Schimmel entstehen kann", sagt Röscheisen-Pfeifer. Einmal jährlich sollten Sie die rele­vanten Teile durch neue ersetzen; nach Abschluss der Therapie immer sterilisieren.

Wie bringe ich mein Kind dazu, gut mitzumachen?

Säuglinge inhalieren am leichtesten im Schlaf. Achten Sie auf ­einen Vernebler mit leisem Kompressor, langem Schlauch und kippbarer Maske. Größere Kinder ­sitzen beim Inhalieren gerne auf dem Schoß. Zeigen Sie Ihrem Kind, was aus der "Dampfmaschine" herauskommt, und lenken Sie es ab, zum Beispiel durch Vorlesen des Lieblingsbuches.

Wann zahlt die Kasse?

Gesetzliche Kassen müssen ein Inhaliergerät bezahlen oder zur Verfügung stellen, wenn der Arzt es verordnet hat. Manche Kassen übernehmen jedoch nur Geräte bestimmter Hersteller oder verleihen eigene Geräte an ihre Ver­­sicherten.