Wie Babys Greifen lernen
Schon Neugeborene packen richtig zu. Und doch: Bis ein Baby gezielt Dinge greifen und festhalten kann, dauert es Monate. So läuft die Entwicklung im ersten Jahr ab

Ab ungefähr dem neunten Monaten erlenen Kinder den sogenannten Pinzettengriff
Schon Neugeborene haben einen starken Greifreflex: Berührt etwas ihre Handinnenfläche, packen sie fest zu. Das passiert ganz automatisch. Das Problem dabei: Sie können noch nicht loslassen. Bis zum vierten Lebensmonat geht der natürliche Reflex zurück, das willentliche Greifen und Loslassen lernen Babys erst mit der Zeit.
Zunächst starten die Kleinen Versuche, mit beiden Handflächen nach Dingen zu greifen. Ab dem sechsten Monat klappt das Greifen mit einer Hand recht zuverlässig, oft auch schon das Übergeben in die andere Hand. Rund einen Monat später können Babys Dinge meist gut in einer Hand festhalten.
So entwickelt sich das Greifen
Ich lass dich nicht mehr los!
Die winzige Hand des Neugeborenen schließt sich um Mamas Zeigefinger und hält ihn ganz fest. Was wie ein großer Liebesbeweis wirkt, hat einen recht banalen Grund: Das feste Zupacken ist die Reaktion auf einen Reiz, sie läuft automatisch ab und wird nicht vom Baby gesteuert.
Huch, wer seid ihr denn?
Nur wenige Wochen alt beginnen Babys ihre Hände bewusster wahrzunehmen: Sie nehmen die Hand vors Gesicht und beobachten, wie sich die Finger bewegen. Oder sie stecken sich die Faust in den Mund und saugen daran. So machen sich die Kleinen mit den Fähigkeiten ihrer Hände vertraut.
Klappt das mit dem Festhalten?
Ja! Gegen Ende des dritten Monats ist es so weit. Aber meist hält das Kleine Rassel oder Kuscheltier nur für kurze Zeit fest – um den Gegenstand dann unabsichtlich wieder loszulassen. Es sucht auch nicht gezielt nach Gegenständen, sondern greift nur zu, wenn Mama oder Papa ihm etwas reichen.
Ich will das haben!
Nun kommt Kontrolle mit ins Spiel: Mit etwa fünf Monaten können die Kleinen ihre Hände gezielt nach einem Gegenstand ausstrecken, ihn greifen und festhalten. Meist tun sie das mit beiden Händen gleichzeitig. Doch immer häufiger klappt es nun auch, dass sie etwas mit einer Hand greifen – und, etwa mit einem halben Jahr, von einer Hand in die andere geben.
Ich krieg dich!
Mit etwa neun Monaten können Babys ihre Finger immer zielgerichteter einsetzen. Mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger pickt das Kind – wie mit einer Pinzette – kleinste Dinge, etwa einen Grashalm, Papierschnipsel oder Rosinen, vom Boden.
Ich bin schon groß!
Die kleine Lok auf die Holzschienen setzen, den Breilöffel festhalten, dicke Bücherseiten umblättern – gegen Ende des ersten Lebensjahres ist Babys Feinmotorik wieder ein Stück weiter entwickelt. Das Greifen ist nun zur Selbstverständlichkeit geworden.
Vom Scheren- zum Zangengriff
Im achten Lebensmonat probieren Babys den Scherengriff aus, bei dem sie Gegenstände zwischen dem unteren Teil von Daumen und Zeigefinger einklemmen. Etwa einen Monat später folgt der Pinzettengriff – dabei packt das Baby Dinge vorne zwischen den gestreckten Fingern. So schafft es, immer kleinere Gegenstände zu ergreifen.
Um den elften Lebensmonat herum kann es kleine Dinge mithilfe des Zangengriffs gezielt fassen. Dabei sind Daumen und Zeigefinger nicht mehr gestreckt, sondern leicht gekrümmt, sodass die Fingerspitzen auf gleicher Höhe zusammentreffen.
Bewegungsanregungen zum Greifen
Sie können das Baby auf seinem Weg vom Reflex zur voll entwickelten Greifbewegung mit gezielten Anreizen unterstützen. Die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg hat in einem Video einige dieser Übungen vorgestellt. Weitere Bewegungsanregungen für Ihr Baby finden Sie auch direkt auf der Webseite der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg.