Schwimmen lernen: Übungen für Kleinkinder
Planschen, blubbern, gleiten – Wasser macht Kindern einfach Spaß. Und dabei können sie wichtige Dinge lernen. Deshalb: Ab ins Freibad und unsere Übungen testen

Kleinkinder macht man am besten spielerisch mit Wasser vertraut
Manche Kinder sind ganz mutig, sie stehen am Beckenrand und springen in Mamas oder Papas Arme. Andere klammern sich wie ein Äffchen an die Eltern und lassen sich behutsam ins Wasser tragen. Doch nach ein paar Minuten kommt auch bei den Ängstlicheren die Freude am Planschen.
"In dem besonderen Element Wasser erleben Kinder ihren Körper neu. Sie spüren Temperatur, Druck, Widerstand und Auftrieb des Wassers und können experimentieren", sagt Dr. Lilli Ahrendt, Sportwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Anders als Babys können und wollen Kleinkinder vieles alleine machen. Das sollten Eltern beim gemeinsamen Wasserspiel unterstützen. Ahrendt: "Einerseits müssen die Kleinen so fest gehalten werden, dass sie sich sicher fühlen. Andererseits muss der Griff so locker sein, dass sie Arme und Beine frei bewegen können."
Wassergewöhnung Vorstufe zum Schwimmen
Sich an Wasser zu gewöhnen und sich darin zu bewegen ist ein gutes Selbstsicherheitstraining in der Entwicklung und eine wichtige Vorstufe zum Schwimmen. Dies können Kinder zwar erst ab vier Jahren. "Aber mit zwei Jahren können sie lernen, wie ein Hund zu paddeln und den Beckenrand selbstrettend zu erfassen", so die Expertin. Im Wasser trainieren sie Motorik, Koordination und Balance.
In den meisten Schwimmbädern gibt es Kurse für Kleinkinder. Dort lernen Eltern die richtigen Haltegriffe für den Nachwuchs. Lilli Ahrendt hat für "Baby und Familie" ein Plansch-Programm zusammengestellt. Geübte Bademäuse werden es lieben und kleine Anfänger eine Menge lernen!
Das Plansch-Programm für Eltern und Kind


1. Gemeinsam beginnen
Die meisten Kinder brauchen anfangs viel Nähe im Wasser. Gehen Sie gemeinsam in das Becken. Sie sollten noch gut stehen können. Im Wasser nehmen Sie das Kleine auf Ihren Rücken. Die Beine des Kindes umklammern dabei zunächst Ihren Oberkörper, seine Hände halten sich an Ihren Schultern fest. Mit Ihren Händen sichern Sie anfangs seine Beine.
Nun laufen Sie vorwärts: "Hopp, hopp, hopp, immer im Galopp." Der kleine Reiter soll sich gut festhalten und später mit den Beinen strampelnd mithelfen. Sie können sich auch im Kreis drehen oder die Richtung wechseln.

2. Den Blick suchen
Nun nehmen Sie Ihr Kind vor sich. Umgreifen Sie es mit beiden Händen seitlich am Oberkörper. Falls im Becken eine Leine gespannt ist, können Sie ein Tuch darüber hängen und Verstecken spielen.
Jetzt können Sie Ihr Kind mal über das Tuch, mal links oder rechts davon heben. Rufen Sie dabei: "Hallo, Kuckuck!" Ihr Kind kann auch versuchen, einen Ball über die Leine zu werfen.

3. Vorwärts strampeln
Legen Sie die Daumenballen aneinander und unter den Brustkorb des Kindes. Ihre Finger umgreifen die Körperseiten. Wichtig ist, dass Sie den Brustkorb stützen, die Arme und Beine aber frei sind. Wenn Sie nun rückwärtsgehen, gelangt Ihr Kind in Bauchlage. Gehen Sie rückwärts wie eine Seeschlange und ziehen Ihr Kind durch das Wasser. Am Beckenrand "Auf-ge-passt, Zu-ge-fasst" ergreift es den Beckenrand und klettert hinaus.
Dann geht es weiter: Die Eltern legen wieder die Hände an den Brustkorb, das Kind gleitet ins Wasser, und die Seeschlange schwimmt mit strampelnden Beinen und rudernden Armen weiter.

4. Die Füße fliegen lassen
Ihr Kind lehnt in Sitzposition an Ihrem Oberkörper, sein Hinterkopf liegt auf Ihrer Schulter. Sie umgreifen die Waden, trommeln mit den Füßen auf das Wasser, rufen: "Alle Füße fliegen...", und ziehen diese bei "...hoch" in Richtung Schulter, so dass sich die Wirbelsäule krümmt.
Dann fassen Sie mit Ihrer Hand unter den Rücken des Kindes: Jetzt spielen Sie "Alle Bäuche fliegen hoch". Bei "hoch" heben Sie den Rücken leicht an, wobei sich die Wirbelsäule streckt.

5. Balance halten
Formen Sie Ihre Hände zu einer Schale. Halten Sie diese für die Füße Ihres Kindes unter Wasser, so dass es mit dem Rücken zu Ihnen darin stehen kann. Fragen Sie "Wie groß bist du?" und heben Sie Ihr Kind aus dem Wasser. Dabei entwickelt es eine Körperspannung und schult das Gleichgewicht.
Schwieriger wird es, wenn Sie die Beine Ihres Kindes wechselseitig stützen.

6. Kräftig wirbeln
Ihr Kind ist Ihnen zugewandt und hält sich an Ihren beiden Daumen fest. Der Daumengriff ermöglicht dem Kind, sich selbst festzuhalten und seine eigene Kraft zu spüren.
Nun drehen Sie sich singend und ziehen Ihr Kleines in einem großen Kreis um sich herum. Sie können das Tempo allmählich steigern und die Richtung wechseln, damit im Wasserkarussel keinem schwindlig wird.

7. Enten schnappen
Halten Sie Ihr Kind im Trophäen-Griff: Die Hände fassen das Kleine von hinten in der Taille. Das Kind soll das Spielzeug am Beckenrand schnappen. Sie schieben Ihr Kleines dazu nach vorne, ziehen es aber immer wieder zurück, sodass es sich strecken muss. Dabei sprechen Sie: "Ente, jetzt schnapp ich dich. Ente, jetzt hab’ ich dich."
Wer höher hinaus will, setzt sich sein Kind auf die Schulter. Es kann dann kopfwärts in das Wasser springen und zur Ente gleiten.
Sicher mit Schwimmhilfen?
Dank Schwimmreifen und -flügeln oder auch Badeanzügen mit aufblasbarem Bauch- und Rückenkissen können sich Kleinkinder im Wasser alleine fortbewegen. Achten Sie bei den Schwimmhilfen auf die Alters- und Gewichtsangaben des Herstellers, wobei die Angaben zum Gewicht entscheidender sind. "Schwimmhilfen sollten nicht länger als zehn Minuten eingesetzt werden, damit sich Kinder und Eltern nicht zu sehr daran gewöhnen", sagt Expertin Ahrendt.
Ganz wichtig: "Eltern müssen ihr Kind trotzdem fortwährend beaufsichtigen." Denn Schwimmhilfen unterstützen den Auftrieb des Körpers, verhindern aber kein Verschlucken!