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Hätte mir jemand vor zwei Jahren meine derzeitigen Umstände prophezeit, ich hätte ihm wahrscheinlich eine Packung kühl-feuchter Brustwarzenkompressen an den Kopf geworfen. Damals, im Wochenbett: Ich hatte gerade ein neugeborenes Baby, einen ausgewachsenen Milchstau und sehr viel Selbstmitleid. 22 Kolumnen später kann ich sagen: Die Zeit heilt nicht nur wunde Brustwarzen, sondern auch die Erinnerung an Presswehen, schlaflose Nächte und meinen ersten selbst gekochten Karotten-Fenchel-Brei.

Mama bekommt ein Baby? Ist Merle egal

Denn: Ich bin wieder schwanger! Geplant und glücklich. 34. Woche, elf Kilo schwerer und bereits jetzt nicht mehr im Besitz eines erwähnenswerten Beckenbodens. Unserer Tochter ist das übrigens egal. Habe ich mir während meiner ersten Schwangerschaft ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob es meinem ungeborenen Kind geschadet haben könnte, einen mittelgroßen Dampfsterilisator samt Verpackungsmaterial aus dem Babymarkt zu schleppen? Ähm, Merle wiegt mittlerweile knapp 12 Kilogramm und lässt sich in letzter Zeit besonders gerne auf dem Arm transportieren – inklusive Spielplatztüte und Wickeltasche versteht sich.

Selbst Babybauch-Fachliteratur bewirkt wenig

Meine Versuche, unserer zweijährigen Tochter die Ankunft ihres Geschwisterchens näherzubringen, möchte ich an dieser Stelle für komplett gescheitert erklären. "Merle, in Mamas Bauch wächst ein Baby", verkündete ich feierlich nach dem zweiten Trimester-Ultraschall und wedelte – hormonverzaubert – mit dem 3-D-Bild. "Oh, Affeeeee", befand Merle begeistert und wandte sich lieber wieder ihrem Multifunktions-Kipplaster zu. Um die Sache etwas anschaulicher zu gestalten, entschied ich mich, in Fachliteratur zu investieren. Seitdem klappen wir allabendlich den Babybauch einer dicken Bilderbuchmama auf und zu. Merles Erkenntnis bislang: In Mamas Bauch wächst ein Baby. In Merles und Papas auch.

Bewegte Baby-Bilder? Plastikbecher sind interessanter

Ich hielt es daher für eine gute Idee, Merle zum Ultraschall mitzunehmen. Bewegte Bilder würden ihr den Ernst der Lage verständlich machen! Noch bevor ich meine beiden Kinder allerdings miteinander bekannt machen konnte, hatte Merle im Wartezimmer sämtliche Plastikbecher des dort befindlichen Wasserspenders abgeräumt und den Zapfhahn aufgedreht. Ich entschied mich – auch im Sinne meiner weiteren gynäkologischen Schwangerschaftsbetreuung –, mein Kind lieber abholen zu lassen.

Und das bestätigt mal wieder, was ich in den letzten beiden Jahren gelernt habe: Nichts ist unberechenbarer, anstrengender, aufregender und schöner, als ein Baby zu haben. Und: Auf nichts ist Verlass. Mit einer Ausnahme: Brustwarzenkompressen. Auf die schon.

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