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Merle und ich hassen Hitze. Ab etwa 30 Grad im Schatten bekommen wir beide nicht nur Löckchen im Nacken und Hitzepickel am Bauch, sondern auch richtig schlechte Laune. Denn nirgendwo ist es heißer als in unserer Wohnung: sechs Fenster zur Südseite, dazu dicke Altbauwände, die die Wärme speichern. Nicht auszuhalten! Ich fand es daher eine geniale Idee, am heißesten Tag des Jahres das Freibad aufzusuchen. Abkühlung. Endlich!

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Das Buch zur Kolumne

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Schattiges Plätzchen? Leider reserviert!

Im Schwimmbad entschieden wir uns für ein schattiges Plätzchen unterm Baum, im rauchfreien Bereich hinter der Kinderschaukel. Ich versuchte gerade Merle dazu zu animieren, in ihre Schwimmwindel zu steigen. Da tippte mir meine Deckennachbarin – XXL-Picknickdeckenbesitzerin und offensichtlich Geburtsvorbereitungskurs-Vorsitzende –
hastig auf die Schulter. "Ähm, könntest du dein Handtuch etwas weiter von der Schaukel weg hinlegen?", fragte sie und lächelte überfreundlich. "Da kommen gleich noch ein paar von uns. Und wir liegen hier immer." "Natürlich", antwortete ich und zupfte pikiert Decke, Windeln und Badetasche aus dem Baumschatten.

Merle und ich tauchten schnell ab. Ins Kinderbecken – gemeinsam mit schätzungsweise 90 Prozent aller Münchner Mütter in Elternzeit samt Nachwuchs. Während ich mich am Beckenrand mit zwei anderen weiß beschmierten Müttern über das Für und Wider von mineralischen und chemischen UV-Filtern in Kindersonnencremes austauschte, spielte Merle begeistert mit einer rosafarbenen Gießkanne, die sie im Babyströmungskanal aufgetan hatte. Keine gute Idee. Denn die gehörte – wie es auch deutlich mit schwarzer Aufschrift gekennzeichnet war – Resi.

Spielen ohne Gießkannenprinzip

"Resilein, dann musst du dem Mädchen mit dem blauen Badeanzug sagen, dass du deine Gießkanne wiederhaben willst", hörte ich Resis Mama lautstark an der Kinderwasserrutsche auf ihre Tochter einreden. "Ja, das ist natürlich blöd, wenn das Mädchen dir deine Gießkanne einfach so wegnimmt." "Ja, Resi, ich weiß, dass wir schon eine Schaufel hier verloren haben." Selbstverständlich nahm ich meiner Tochter – elf Monate und wenig einsichtig – die Gießkanne unter großem Gebrüll ab und gab selbige unverzüglich Resi – geschätzte zwölf Monate, aber offenbar Sprachtalent – zurück.

Kurz darauf sind Merle und ich gegangen – ganz zur Freude der Platzhirschmama nebenan und mit einer neuen Erkenntnis: Sechs Fenster zur Südseite und dicke Mauern können an einem heißen Sommertag durchaus entspannend sein.