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Wahrscheinlich bin ich internetsüchtig – ziemlich schlimm sogar. Ich würde eher auf meinen Wäschetrockner als auf mein Smartphone verzichten, und das will wirklich ­etwas heißen! Ich liebe Facebook. Und Whatsapp. Und Twitter. Und – ehrlich – ich versuche meinen Handykonsum wenigstens in Gegenwart meiner Tochter einzuschränken. Aber: Es hat nur ein Youtube-Video mit einer grunzenden, rosa Zeichentrick-Schweinefamilie gedauert, da war sie angefixt.

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Frühzeitiger Umgang mit neuen Medien

Fakt ist: Merle spricht kaum einen Zweiwortsatz, ist weit davon ent­fernt, ein Töpfchen zu benutzen, und schläft immer noch nicht durch, kann aber bereits besser swipen, scrollen und Videos streamen als jeder ­ihrer Anverwandten über 50. Ja, das sollte mir vielleicht zu denken geben: Schließlich erlaube ich Merle ab und zu mein Smartphone. Nur ausnahmsweise und ganz kurz. Wenn Nudelwasser überkocht oder ich ganz dringend meine Kolumne abgeben muss. Ich habe dann ein schlechtes Gewissen – versuche mir aber einzureden, wie wichtig der frühzeitige Umgang mit neuen Medien für Kinder ist.

Neue Facebook-Freunde und Windelselfie

Zugegeben, ganz überzeugt bin ich nicht: Seitdem Merle auf meinem Smartphone herumwischt, bin ich mit einem mir unbekannten te­xanischen Feuerwehrmann auf Facebook befreundet, like hoch­offiziell ­eine Seite, die sich für ausgesetzte Hundewelpen in Rumänien einsetzt, und nehme laut öffentlichem Veranstaltungskalender nächs­ten ­Monat an der Jahresschau eines Rasse- und Geflügelzuchtvereins in Ost­westfalen teil. Neulich bekam ich eine Nachricht von meinem guten Freund Dirk: "Hehe, hast du getrunken?", dazu ein dusseliges ­Smiley mit zwei Bierkrügen. Der Chatverlauf offenbarte Aufschlussreiches: Merle hatte ein paar unscharfe Selfies verschickt – zweimal Haaransatz mit rosa Schmetterlingsspängchen, einmal Bauchnabel mit Windelrand.

Ein Sperrcode – ähem ja, sperrt tatsächlich

Mein Schwiegervater immerhin dürfte mich – dank Merles Zutun – nun für eine gebildete Freundin der klassischen Musik halten. Dem ­hatte Merle nämlich ein Video via Youtube empfohlen: Das Neujahrs­konzert der Wiener Philharmoniker 2011 – der Radetzky-Marsch von Johann Strauß (Vater) unter Franz Welser-Möst. Habe ich mal so stehen lassen.

Um der Sache Einhalt zu gebieten, bin ich übrigens auf die glorreiche Idee gekommen, mein Smartphone mit einem Code zu sperren. Dummer Einfall. Nachdem Merle unzählige Male den falschen PIN eingegeben hat, ist mein Smartphone nämlich jetzt deaktiviert. Wie das wieder weggeht? Keine Ahnung! Vielleicht sollte ich mal meine Tochter ranlassen…