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Merle ist in diesem Augenblick auf die Stunde genau ein Jahr alt, und ich stehe vor den Trümmern unseres Wohnzimmers. Auf unserer Couch befindet sich ein undefinierbarer grüner Fleck, die DVB-T-Antenne des Fernsehers ist abgebrochen, und mein botanisches Lebenswerk – eine zweistielige Orchidee – liegt schwer verletzt auf dem Fußboden.

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Fazit vorweg: Nie wieder!

Wir haben Kindergeburtstag gefeiert. Den ersten, bei dem ich nicht selbst Kerzen ausgepustet oder Topfschlagen ­gespielt habe. Die erste Party, für die ich mehrere Stunden meines wertvollen Schlafs geopfert habe, um Marienkäfer-Muffins zu ­backen. Und ich schwöre: Es war die letzte, zu der ich acht Einjährige samt Eltern eingeladen habe (zugegeben, die Gästezahl war etwas ambitioniert).

Dabei hatte die Party vielversprechend begonnen: Mit Ausnahme von Merles Freund Leon, der bereits beim Betreten unserer Wohnung einen hysterischen Anfall bekam, war der Rest der Geburtstags­gesellschaft bestens gelaunt – jedenfalls bis zur Geschenkübergabe.

Stark umkämpft: Geschenkpapier

Leider zeigte sich das Geburtstagskind von Lernpyramide, Markenpyjama und singendem Feuerwehrauto weniger beeindruckt als vom Verpackungsmaterial, das sie engagiert vor ihren Gästen verteidigte. Nicht unbedingt zur Freude von Constantin – ebenfalls Geschenk­papierliebhaber –, der dann wutschnaubend und unter lautem Tatütata das Feuerwehrauto gegen unseren Fernseher hämmerte. "Ach, die Antenne war gar nicht teuer", relativierte Felix den Schaden, während Cons­tantins Vater die Police seiner Haftpflicht googelte.

Wir beruhigten die Gemüter mit Himbeer-Schmandtorte, pusteten Seifenblasen durchs Wohnzimmer und zerlegten die Muffins in mundgerechte Stücke. Ich tauschte mich gerade mit meiner Freundin Doris über die Flexibilität von Sohlen bei Schuhen zum Laufenlernen aus, als es schepperte.

Evakuierung des Wohnzimmers

Unsere Tochter war heimlich auf die Couchlehne geklettert und hatte von dort die Fensterbank abgeräumt – inklusive Orchidee und Blumentopf. Die gute Nachricht: Es gab keinen Personenschaden. Die schlechte: Die Scherben machten eine sofortige Evakuierung des Wohnzimmers notwendig – was das vorzeitige Ende der Party bedeutete.

Mittlerweile liegt das Geburtstagskind längst im Bett. Unter unseren Füßen klebt eine Mischung aus festgetretenen Muffinkrümeln und Blumenerde. Felix und ich werden jetzt anstoßen. Darauf, dass ­das nächste Jahr so wundervoll wird wie das letzte. Und darauf, dass dieser ominöse Fleck auf der Couch irgendwie wieder rausgeht. Prost!