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Wahrscheinlich bin ich die schlechteste Autofahrerin der Welt. Zwölf Jahre nach meiner Führerscheinprüfung bin ich weder in der Lage, am Berg anzufahren, noch hat sich mir die korrekte Technik beim Rückwärts-seitlich-Einparken bislang erschlossen. Allein der Gedanke an den Beschleunigungsstreifen auf der Autobahn verursacht bei mir Schweißausbrüche, und jeder Spurwechsel meinerseits wird von empörtem Hupen begleitet.

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Protestaktion auf dem Rücksitz

Unsere Tochter ist die schlechteste Mitfahrerin der Welt. Merle weigert sich konsequent, für die Dauer einer dreißigminütigen Heimfahrt zwischen Tagesmutter und Wohnung friedlich in ihrem Autositz zu sitzen. Stattdessen versucht sie, sich abzuschnallen, und protestiert brüllend auf der Rückbank. Vielleicht wegen Freiheitsberaubung. Vielleicht wegen Langeweile. Wahrscheinlich wegen meines Fahrstils.

Beschäftigungstherapie mit Bio-Bananen

"Gib ihr doch mal was zu essen, das lenkt sie ab", riet mir meine Mutter, nachdem ich mal wieder schweißgebadet eine temporäre Fahrbahnverengung mit heulendem Kind bezwungen hatte. Aus Ermangelung an besseren Ideen besorgte ich tatsächlich ein paar Bio-Bananen und Knäckebrot. Mit zweifelhaftem Erfolg: Merle erfreute sich zwar ein paar Autofahrten lang bester Stimmung, mein Liebster eine Woche später dafür weniger.

Während ich nämlich – nur eingeschränkt handlungsfähig – am Lenkrad saß, hatte Merle ihre Bio-Banane unter ihrem Sitz verschwinden lassen. Den stinkenden Komposthaufen mit Knäckebrot-Krümelhaube fand Felix schließlich zwischen Gurt und Isofixbefestigung – und verhängte umgehend Fütterungsverbot.

Beschallung führt zu Gegen-Beschallung

Ich setzte daher auf die Lösung meiner Freundin Lara, Zweifachmutter und überzeugte Mit-dem-Auto-in-den-Urlaub-Fahrerin. "Meine Kinder entspannen so schön bei Musik", hatte sie mir erklärt und Rolf Zuckowski empfohlen. Merle entspannte nicht so schön: Während Stups, der kleine Osterhase, unser Auto beschallte, schrie sie wie am Spieß. "Ruhe", schrie ich und stupste um ein Haar das Hinterteil eines Fahrrads an.

Mitleid vom Beinahe-Unfallopfer

"Maaaaann! Wer hat dir den Führerschein gegeben?", brüllte der Radfahrer erbost. "Tschuldigung", wimmerte ich und fand seine Frage zugegebenermaßen nicht unberechtigt. Ich war kurz davor, ihm eine Entschädigung anzubieten, da winkte mein Beinahe-Unfallopfer ab. "Lass mal, komm lieber gut nach Hause", befand er plötzlich und starrte erschreckt Richtung Rücksitz. Dort hämmerte Merle gerade wütend mit dem Eiskratzer gegen die Seitenscheibe. Wer hätte gedacht, dass ich ihr dafür jemals dankbar sein würde?

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