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Zusammenfassung:

  • Das beliebteste Brei-Gemüse ist die Möhre – sie ist gut verträglich, schmeckt leicht süß, ist das ganze Jahr über erhältlich, günstig und hat püriert eine babyfreundliche Konsistenz. Danach folgen Pastinake und Kürbis. Aber auch viele andere Gemüsesorten können Babys probieren.
  • Brei-Gemüse sollte regional und saisonal sein, dann enthält es mehr Nährstoffe.
  • Am Anfang kommt es pur in Babys Schüsselchen.
  • Später kann man verschiedene Sorten kombinieren – dabei allerdings weniger von fettreichen Sorten wie Avocado oder Olive nehmen, dafür mehr Vitaminreiches wie Kohlrabi, Paprika oder Fenchel.

Wer groß ist und sich in seinem Leben schon durch sämtliche Küchen der Welt gefuttert hat, kann es schwer verstehen: Auf dem Speiseplan eines halbjährigen Zwerges stehen meist nicht mehr als zwei oder drei Gemüsesorten. Und ist die Eintönigkeit in Erwachsenen-Augen nicht schon schlimm genug, favorisieren alle Babys in unseren Breitengraden auch noch die gleichen Sorten: Möhren stehen auf Platz eins, gefolgt von Pastinake und Kürbis. Ist es an der Zeit für eine Revolu­tion in der Breiküche?

Maroni statt Möhren? Nicht jede Idee ist gut

"Nicht alles eignet sich für den Brei", schränkt Maria Floth­kötter, Ernährungswissenschaftlerin aus Bonn, ein. "Esskastanien zum Beispiel sind zwar ausgefallen, aber nährstoffarm. Sie enthalten stattdessen viel Kohlenhydrate, eignen sich also eher als Kartoffel­ersatz." Die Leiterin des Netzwerkes "Gesund ins Leben" des Bundeszentrums für Ernährung und Landwirtschaft hat nichts gegen Experimente in der Brei­küche, ­Eltern sollten aber einiges beachten. Denn dass Möhre und Pastinake auf der Speise­karte so weit oben stehen, hat gute Gründe. "­Einige Gemüse­sorten bieten sich besonders an, weil sie viele wichtige Eigenschaften vereinen", erklärt Flothkötter.

Maria Flothkötter aus Bonn leitet das Netzwerk „Gesund ins Leben“ des Bundeszentrums für Ernährung

Maria Flothkötter aus Bonn leitet das Netzwerk „Gesund ins Leben“ des Bundeszentrums für Ernährung

Brei: Gemüse erst einzeln anbieten

Und deshalb ist die Karotte die ungeschlagene Nummer eins auf der Beikost-Bestenliste, quasi der Tausend­sassa der Breigemüse. Sie ist gut verträglich, schmeckt leicht süß, ist das ganze Jahr über erhältlich, günstig und hat im pürierten Zustand eine sehr babyfreundliche Konsistenz. Ähnliches gilt für die Pastinake. "Allgemein sollte man bei der Auswahl des Gemüses auf Regionalität und Saisonalität achten", sagt Flothkötter. Das verbessert nicht nur unseren ökologischen Fußabdruck, sondern hat auch für das Baby einen praktischen Vorteil: Das Gemüse wird reif geerntet und ist deshalb nährstoffreicher.

Trotzdem spricht nichts dagegen, auch mal Zuc­chini, Mais, Blumenkohl oder Kürbis anzubieten. "Brei darf von Anfang an vielfältig sein. Das Baby soll aber die Chance haben, jeden Geschmack einzeln kennenzulernen", sagt Flothkötter. ­Also egal, was gemischt werden soll, erst mal eine Zeit lang ­­ohne Konkurrenz anbieten. Auch wenn Kartoffeln, Reis, Nudeln und später Fleisch dazukommen, sollte das Baby noch nicht sofort mit abenteuerlichen Mixturen überfordert ­werden.

Beikost: Nährstoffgehalt sollte ausgewogen sein

Doch nach einigen Wochen Geschmackseingewöhnung darf sich, wer der Karotte über­drüssig ist, gerne an untypische Kombina­tionen fürs Kind wagen. Eine Regel macht die Sache allerdings kompliziert: Fett- und Nährstoffgehalt sollten in gesundem Verhältnis zur Menge stehen. Also sparsam sein mit fettreichen Sorten wie ­Avocado oder Oliven, dafür gerne mehr vitaminreiche Kohlrabi, Paprika oder Fenchel.

Sorten, die häufiger zu Blähungen führen wie zum Beispiel Zwiebeln oder Weißkohl, sollte man in kleinen Mengen und nicht so oft anbieten. "Möglich ist lediglich, die Wirkung abzuschwächen", erklärt Flothkötter. Wer seinem Kind also Weißkohl anbieten will, vermischt ­eine ­kleine Menge davon mit Möhren oder Kohlrabi. Ganz verzichten sollten Eltern auf Blattsalate. Erstens sind sie als rohes Gemüse im ersten Jahr nicht geeignet, und zweitens ergeben die sehr leichten Blätter püriert kaum eine vollwertige Breimahlzeit.

Pürierte Familienkost oft ideal

Am einfachsten ist es, wenn das, was auf dem Erwachsenen-Teller liegt, auch in der Breischale landet. "Wer sich den Übergang in die Familienkost erleichtern will, bietet seinem Kind an, was man selbst gern isst – püriert oder zerkleinert und weniger stark gewürzt", so Flothkötter. Meist mag das Baby diese Dinge am liebsten, hat es doch im Mutterleib schon "mitgegessen". "Schwangerschaft und Stillzeit prägen den Geschmack von Kindern. Sie mögen, was sie kennen", erklärt die Expertin. Das heißt für die Breizeit: nicht sofort aufgeben, wenn der Zwerg den Brokkoli verweigert. Öfter anbieten und Geduld bewahren.

Natürlich braucht sich ein kleiner Gourmet nicht schon vor dem ersten Geburtstag durch ­jeden Gemüsestand des Wochenmarkts zu schlemmen. "Manche Sorten sind unpüriert für Kleinkinder zum Selbstessen viel ­­attraktiver", sagt Flothkötter. Zum Beispiel gekochte Artischocke: Als Brei undenkbar, in Spalten plus leckerem Dip der Renner bei ­Einjährigen!