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Kinder nehmen Spielen genauso wichtig wie Essen oder Schlafen. Das merkt man spätestens am Protest, wenn man das Kleine ohne Vorwarnung aus seinem Spiel herausreißt. "Im Spiel erschließen sich Kinder ihre Welt, es ist Spaß und Arbeit zugleich. Dazu gehört, sich ausprobieren zu dürfen, Neugier, Offenheit, auch mal ein Stück Mut, sich auf andere Kinder einzustellen und in eine Gruppe einzu­fügen", sagt Petra Albrecht, Leiterin der Frühförderstelle am Josefinum in Augsburg. Sie und ihr Team beobachten Kinder täglich im Spiel. Es liefert ihnen wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklungsdiagnostik.

Lang ist die Liste der Dinge, die Kinder im Spiel lernen: "Und zwar nicht nur motorisch und kognitiv. Dazu gehören auch soziale Kompetenz und emotionale Stabilität, die später in der Schule zählen", so die Pädagogin. Kinder trainieren im Spiel angeborene Verhaltensweisen, ergründen physikalische Eigenschaften von Gegenständen, ahmen andere nach oder erkunden Zu­sammenhänge.

Qualität geht beim Spielzeug vor Quantität

Viel brauchen Kinder allerdings nicht zum Spielen, vor allem nicht ständig etwas Neues. Volle Regale im Kinderzimmer überfordern sie eher, sodass sie sich nicht mehr entscheiden können. "Räumen Sie lieber einen Teil weg, wenn’s zu viel wird, und tauschen Sie es immer wieder aus", rät die Pädagogin. Sinnvoll ergänzt durch neues Baumaterial oder ein neues Puppenkleid wird ein Spielzeug oft neu entdeckt. Al­ler­dings ist manches auch nur in einem bestimmten Alter interessant. ­Orientieren Sie sich dazu an Altersangaben auf der Verpackung eines Spiels, und schauen Sie, was Ihrem Kind besonders Spaß macht.

Am besten nah an der Realität

"Bei uns ist das Müllauto der Hit", sagt Petra Albrecht und holt ein großes orangefarbenes Kunststofffahrzeug aus dem Schrank. Es sieht aus wie ein echtes Müllauto, und es hat eine Funktion: Hinten kann man eine kleine Mülltonne einklinken und ins Lasterinnere kippen. "Spielsachen wie Polizeiauto oder Kasse dürfen schon auch blinken oder tuten, wenn es zu ihrer Funktion passt, es nicht zur Dauerberieselung fürs Kind wird oder an den Nerven der Eltern zerrt", so Petra Albrecht.

Spezielles Förderspielzeug hält sie für unnötig: "Die Klassiker wie zum Beispiel Ball, Baustein oder Kuscheltier reichen völlig aus." Wichtiger sei es, auf die Verarbeitung zu achten. Denn es frustriert ein Kind sehr, wenn das neue Feuerwehrauto schon nach kurzer Zeit nicht mehr funktio­niert. Petra Albrecht achtet deshalb auf bruchfestes, formbeständiges Spielzeug, das einen guten Stand hat, auch wenn es etwas mehr kostet. Anregungen dazu liefert die Internetseite der Aktion "spiel gut" im Internet.

Am schönsten ist übrigens, wenn Mama und Papa gelegentlich mitmachen, dem Kind Anregungen geben, ohne ihm das Spiel aus der Hand zu nehmen. Lassen Sie sich von unseren Ideen inspirieren.

Ball

Stoff- und Lochbälle ab 6 Monate

Das lernen Babys: Motorik (greifen, los­lassen), Hand-Auge-Koordination, Zusammenspiel mit Mitspielern, Koordination.

Darauf kommt es an: Schnelle Erfolgs­erlebnisse – den Ball muss man nur anstupsen, schon rollt er. Auch seine Beschaffenheit zählt dazu. Babys lieben Stoffbälle zum Knautschen und Bälle mit Löchern, die sie gut greifen können.

Spielideen: Ein Tuch in den gelöcherten Ball stecken, auf einem (Gummi-)
Ball wippen, Bälle zwischen sich und Papa hin- und herrollen, in einen Papierkorb zielen, im Stehen durch die Beine nach hinten durchrollen, und der andere muss ihn fangen, Bällebad, Fußball (ab 3 Jahren).

Puppen und Kuscheltiere

Kuscheltier ab Geburt; Puppe ab circa 1 ½ Jahren

Das lernen Kinder: Ihre Gefühle selbst zu regulieren (Kuscheltier als Tröster), Einfühlungsvermögen, Kreativität durch Rollenspiele, in denen alltägliche Abläufe nachgeahmt werden (füttern, schlafen), ihre Sprache weiterzuentwickeln.

Darauf kommt es an: begrenzte Anzahl an Kuscheltieren, weiche Puppe.

Spielideen: Rollenspiel erweitern durch altersgerechte Ergänzung wie Puppen­wagen, -küche, -bett, -haushaltsgeräte.

Knete und Modellier-Sand

Softknete ab 3 Jahren

Das lernen Kinder: Fingerfertigkeit, Steigerung der Handkraft, Kreativität.

Darauf kommt es an: Knete sollte leicht formbar sein. Nicht alle Kinder fassen Knete gerne an – also erst mal ausprobieren.

Spielideen: Brezen oder Brot formen, mit Plastikbesteck schneiden, Muster rein­drücken, ausrollen und Figuren ausstechen, durch alte Knoblauchpresse drücken.

Bausteine, Formen und Stapelbecher

Holzklötze ab 1 Jahr, Steckbausteine ab circa 1 ½ Jahren, Formensteckbox und Stapelbecher ab 2 Jahre

Das lernen Kinder: erste physikalische Konzepte (Schwerkraft, Stabilität); Wahrnehmen von räumlichen Verhältnissen und Proportionen; Feinmotorik, Auge-Hand-Koordination, Konzentration, Ausdauer, Kreativität (freies Bauen mit Steckbausteinen), geometrische Formen, Frustrationstoleranz.

Darauf kommt es an: Keine Splitter oder scharfe Kanten; größere Steine (Verschluckungsgefahr); auf schadstoffarmes Material (Holz, Farben, Kunststoff) achten.

Spielideen: Formen sortieren, Bausteine aus- und einräumen; Turm bauen und umwerfen, Schlange legen, farbige Steine in Muster legen; Einjährige bauen gerne Türme und werfen sie wieder um; Dreijährige bauen Autos, eine Garage, eine Burg; Steinauswahl erweitern mit Zylinder-, Dreiecks-Formen; mit Stapelbechern kann man in der Badewanne Wasser umschütten.

Stifte und Papier

Wachsmalstifte ab 1 ½ Jahren, Fingerfarben ab 2 Jahren, dicke Buntstifte ab 3 Jahren

Das lernen Kinder: visuelle Wahrnehmung, Umsetzung von Vorstellung auf Papier (Kreativität), Feinmotorik, Geschicklichkeit, Vorübung fürs Schreibenlernen.

Darauf kommt es an: Stifte aus splitterfestem, schadstofffreiem Holz, weil Kinder sie oft in den Mund stecken, dicke Stifte, die kleine Kinder gut halten können.

Spielideen: Formen, Figuren zeichnen, ausmalen, unterschiedliche Konsistenz der Stifte ausprobieren.

Puzzle

Holzpuzzle ab 1 ½ Jahren

Das lernen Kinder: geometrische Konzepte (Größe, Formen), Raum-Lage-Wahrnehmung,
Feinmotorik, gesamtes Bild erfassen (kognitiv).
Darauf kommt es an: Für Anfänger Holzpuzzle mit wenigen Teilen wählen, Zweijährige mögen Steckpuzzle, Dreijährige können mit ersten flächigen Puzzles beginnen.

Spielideen: Frage – Antwort (wo gehört der Tiger hin); Falsch-richtig-Spiele (das Kind korrigiert), Wettpuzzeln, sortieren (Kanten, Ecken …)