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Endet eine fröhliche Barfuß-Jagd über die Wiese mit einem schmerzerfüllten Schrei, steckt oft ein Insektenstich dahinter. Der tut wirklich weh. Verantwortlich für den Schmerz ist ein Gift-Cocktail aus unterschiedlichen Eiweißen, den Biene, Wespe und – eher selten – Hummel per Stachel in die Haut abgeben.

Ein kleiner Baustein davon ist ein Gift, ein weiterer wirkt erweiternd auf die Blutgefäße und sorgt unter Umständen für die blitzschnelle Ausbreitung und zum Teil starke Reaktion an der Einstichstelle. Knapp jedes fünfte Kind reagiert auf einen Insektenstich mit stärkeren Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle – oft in Verbindung mit einem starken Juckreiz. Diese Symptome gelten als normale Reaktion auf den Stich und das Gift, sind also noch keine Allergie. Erfasst werden diese Zahlen im Anaphylaxie-Register für Deutschland, Österreich und die Schweiz, das vor allem Daten aufgetretener starker allergischer Reaktionen erfasst. "Breiten sich nach einem Insektenstich aber allergische Hauterscheinungen jenseits des Einstichs aus, deutet das auf eine Nesselsucht, medizinisch Urtikaria, hin", erklärt Dr. Irena Neustädter, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg.

Schwere Reaktionen sind eher selten

"Reagieren Kinder mit Atemproblemen, Heiserkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, sprechen wir von einer systemischen Reaktion, die tatsächlich durch eine Insektengift-Allergie ausgelöst werden kann. Im Extremfall droht ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock. Zum Glück kommt er bei Kindern bis zum 13. Lebensjahr nur selten vor", sagt Neustädter.

Von einem anaphylaktischen Schock sprechen Mediziner, wenn eine schwere Form allergischer Reaktionen den ganzen Körper erfasst und tödlich enden kann. "In diesem Fall muss man sofort einen Notarzt anrufen. Kinder reagieren auf eine längere Sauerstoffunterversorgung extrem empfindlich, da zählt jede Minute." Wenn vorhanden: Notfallset anwenden. Ein Stich in Mund oder Rachen ist ebenfalls immer ein Notfall – auch bei Nichtallergikern. Unabhängig von einer Allergie, gilt: Bei Bienenstichen immer den Stachel entfernen, damit kein weiteres Gift aus dem Giftsäckchen in die Haut gepumpt wird. Danach die Einstichstelle kühlen, etwa mit einem nassen Lappen oder einem mit Stoff umwickelten Kühlpack. "Dieses bitte nie direkt aus dem Eisfach auf die Haut legen, sonst drohen schmerzhafte Verletzungen, etwa wenn das Coolpack an der Haut festfriert und entfernt werden muss", warnt Neustädter.

Falls griffbereit, können auch Anti-Juckreiz-Mittel helfen, die oft ein Antihistaminikum enthalten. "Solche Wirkstoffe bremsen die Wirkung des körpereigenen Stoffs Histamin ab, der für die Quaddeln und den Juckreiz verantwortlich ist", sagt Neustädter. Nicht-Allergiker erhalten eher Salben, Tropfen oder Tabletten sind eher für Allergiker. "Ärztin oder Arzt wählen ein geeignetes Präparat aus", erklärt die Expertin. Sie rät zu Wirkstoffen wie Desloratadin, Levocetirizin oder Cetirizin, die nach ärztlicher Verordnung bereits ab einem Alter von ein beziehungsweise zwei Jahren eingenommen werden dürfen.

Nicht ohne mein Notfallset

"Geht es dem Kind gut und lassen die Beschwerden nach, besteht kein Grund für eine weitere Therapie", beruhigt die Medizinerin. Anders, wenn beim Kind schwere Symptome aufgetreten sind, die auf eine Allergie hinweisen: "Dann muss eine allergologische Untersuchung erfolgen. Dabei wird ein Hauttest gemacht und per Blutentnahme geprüft, ob sogenannte IgE-Antikörper vorliegen", sagt Neustädter. Bei einer Allergie produziert der Körper davon sehr viele und sie verursachen die teils heftigen Beschwerden. Betroffene müssen dann immer ein Notfallset bei sich tragen. Darin enthalten sind ein Kortison-Präparat, ein Antihistaminikum sowie ein Adrenalin-Autoinjektor (PEN). Mit dieser Notfallspritze kann bei den ersten allergischen Symptomen sofort das Herz-Kreislauf-System stabilisiert werden.

Insektengiftallergie: Tipps für den Alltag

Aufwendig, aber effektiv

Wie auch bei manch anderer Allergie kann im Fall einer Insektengift-Allergie eine spezifische Immuntherapie sinnvoll sein: etwa wenn sich die Beschwerden verschlimmern oder einmal Lebensgefahr bestand (es also zu einer schweren allergischen Reaktion gekommen ist). In Deutschland werden circa 500 Kinder und Jugendliche pro Jahr gegen Bienenoder Wespenstiche hyposensibilisiert. Allerdings ist die Immunisierung aufwendig. Die Kinder müssen je nach Verfahren für drei beziehungsweise sieben Tage stationär ins Krankenhaus. Dort erhalten sie mehrfach am Tag per Spritze eine immer höhere Dosis mit dem jeweiligen Insektengift. Im Anschluss erhalten sie noch drei Jahre lang alle vier bis sechs Wochen eine Spritze. Die Erfolgsaussichten für die Therapie sind sehr hoch. Bei Wespen liegt die Quote bei 95 Prozent, bei Bienen bei 80 Prozent.

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