Logo der Apotheken Umschau

Bereits das Wort sorgt für Gänsehaut: Hausstaubmilben. Man denkt sofort an fiese Krabbeltierchen, die sich in schmuddeligen Wohnungen tummeln. "Richtig ist, dass es sich um winzige, etwa 0,1 Millimeter große Spinnentiere handelt. Falsch ist, dass sie nur dort zu finden sind, wo es schmutzig ist", klärt Prof. Dr. Su­sanne Lau, Leiterin der Sektion Pädiatrische Allergo­logie und Pneumologie an der Charité Berlin, auf.

Der Feind im Kinderbett

Staubmilben sind allgegenwärtig, vor allem in Betten. Sie leben von Hautschuppen, die wir reichlich verlieren: bis zu 14 Gramm täglich, auch nachts. "Zudem lieben Milben das feuchtwarme Klima und vermehren sich hier besonders gut." Kinder mit Allergieneigung reagieren auf Eiweißstoffe im Kot und Körper der Milben. In einer Studie des Robert Koch Instituts mit 13 000 Kindern waren 19 Prozent der Mädchen und 26 Prozent der Jungen sensibel auf die unsichtbaren Krabbler, nur die Pollenallergie toppt diese Zahlen.

Symptome – vor allem morgens

Typische Anzeichen sind eine dauernd verstopfte Nase, Fließschnupfen, Kopfschmerzen, Niesanfälle, tränende Augen – besonders morgens, wenn das Aller­gen über viele Stunden eingeatmet wurde. Auch ein allergisches Asthma, oft verstärkt bei körperlicher Belastung, kann auftreten. "Sind Kinder beim Toben oft vor­übergehend ungewöhnlich kurzatmig, sollten Eltern aufmerksam werden. Häufig wirkt die durch beschleunigte Mundatmung trockenere Luft wie ein Reiz auf die vorentzündeten Schleimhäute in den Bronchien", sagt die Allergologin.

Diagnose – Prick- oder Bluttest

Lau rät, Allergiesymptome grundsätzlich abklären zu lassen: "Bei Allergien der oberen Atemwege kann es zu einem Etagenwechsel kommen. Dann wandern Beschwerden von den oberen in die unteren Atemwege, mit einem aller­gischen Asthma als Folge. Reizhusten, Engegefühl in der Brust und ­eine pfeifende, fiepende Atmung deuten darauf hin." Die oberen Atemwege reagieren dann überempfindlich auch auf Kälte, Lachen und Anstrengung. Die Fachärztin rät, den Kinder- oder Hautarzt aufzusuchen oder sich an einen Allergologen zu wenden.

Der Arzt spricht mit Eltern und Kind zunächst darüber, welche Beschwerden wann genau auftreten. Je nachdem führt er dann weitere Untersuchungen durch, etwa einen Prick- oder einen Bluttest. Bei Ersterem werden Allergene wie etwa Hausstaubmilben auf den Kinderarm geträufelt und die Haut darunter wird oberflächlich und sehr leicht angeritzt. Juckende Quaddeln deuten auf eine Al­ler­gie hin. "Bei Kindern unter sechs Jahren kommt häufig der Bluttest zum Einsatz. Die Kasse zahlt ihn genauso wie den Pricktest", klärt die Ärztin auf.

Therapie – Beschwerden lindern

"Ab dem ersten Lebensjahr können Kinder Antihistaminika, also anti­­allergische Wirkstoffe, einnehmen, um Symptome zu lindern", sagt Lau. Dies jedoch nur nach Absprache mit dem Arzt. "Neuere Medika­mente machen auch nicht mehr so müde", beruhigt Lau. Häufig verordnet sie Nasensprays mit dem Wirkstoff Mometason (eine Form des Kortisons),
die für Kinder ab drei Jahren zuge­lassen sind. "Sie wirken nur örtlich, ­ohne den Körper zu belasten und müssen über einen längeren Zeitraum genommen werden. Abschwellende Schnupfensprays sind keine Lösung, da sie die Entzündungen in den Schleimhäuten nicht bekämpfen."

Langfristig rät Lau zu einer spezifischen Immuntherapie (SIT), die bei einer Hausstaubmilbenallergie ab dem fünften Lebensjahr möglich ist. Patienten erhalten drei Jahre das Allergen als Tablette oder unter die Haut gespritzt, damit das Immunsystem lernt, die Auslöser zu tolerieren.

Auslöser – gut vermeiden

Entscheidend ist, es den Milben möglichst schwer zu machen, besonders im Kinder- und Schlafzimmer:

  • Regelmäßiges Stoßlüften, auch direkt vor dem Schlafen, sorgt für eine gute Luftzirkulation und Luftfeuchtigkeit. "Sie sollte bei unter 55 Prozent liegen, die Temperatur bei 20 bis 22 Grad", so Lau.
  • Saugen und wischen Sie oft die Böden.
  • Verbannen Sie Teppiche, alte Polstermöbel, Gardinen und Pflanzen.
  • "Auch von milbendichten Schutzbezügen fürs Bett können Kinder profitieren", sagt Lau. Die sogenannten Encasings werden über Kissen, Bettdecke und Matratze gezogen. Bei einer diagnostizierten Allergie bezahlt die Krankenkasse die Kosten.
  • "Beschränken Sie drastisch die Anzahl der Kuschel­tiere im Bett", rät die Ärztin – auch wenn es schwerfällt. Kaufen Sie das Lieblingskuscheltier mehrfach und tauschen Sie es in kurzen Abständen aus. Das benutzte Kuscheltier wöchentlich entweder in der Maschine bei 60 Grad waschen oder für mindestens zwölf Stunden ins Gefrierfach legen. Anschließend reicht ein Waschgang bei niedrigeren Temperaturen.
  • Wählen Sie ein Bett mit Füßen, sodass darunter gesaugt oder gewischt werden kann.
  • Matratzen alle fünf bis zehn Jahre erneuern.
  • Bettdecke und Kissen alle vier bis acht Wochen bei mindestens 60 Grad waschen, Bezüge wöchentlich wechseln.
  • Morgens das Bettzeug mindestens 10 bis 15 Minuten aufschlagen oder über ­einen Stuhl legen, dabei stoßlüften, damit Feuchtigkeit entweicht.