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Der richtige Partner ist gefunden und der Entschluss gefasst: Wir wollen ein Baby! Umso größer ist die Enttäuschung, wenn es mit dem Nachwuchs nicht auf Anhieb klappt. Kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Wann spricht man von Unfruchtbarkeit?

"Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden liegt pro Zyklus nur bei rund 30 Prozent", erklärt der Göttinger Professor Bernd Hinney, Arzt für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Die meisten Frauen bis 35 Jahre werden innerhalb von drei Zyklen schwanger, bei schätzungsweise 15 bis 20 Prozent dauert es allerdings über ein Jahr. Ab diesem Zeitpunkt spricht die WHO von Unfruchtbarkeit. Laut Definition der Gesundheitsorganisation liegt diese vor, wenn Paare nach zwölf Monaten regelmäßigem und ungeschützten Sex zur Zeit des Eisprungs nicht schwanger werden.

Fruchtbarkeit nimmt ab

Ein Grund: Viele Frauen verschieben das Kinderkriegen, bis sie ihre beruflichen Ziele erreicht haben. Die Wahrscheinlichkeit rasch schwanger zu werden, ist jedoch mit 20 höher als mit 35. Bei einer 40-Jährigen liegt sie nochmals niedriger. Hinzu kommt, dass die Zahl der Fehlgeburten in höherem Alter steigt. Bei Männern nimmt die Fruchtbarkeit meist ab dem 40. Lebensjahr langsam ab. Daher steigt die Zahl der Paare, die es länger mit dem Schwangerwerden probieren müssen. "Die Zahl der Fortpflanzungsstörungen hat prinzipiell aber nicht zugenommen", sagt Hinney. Er beobachte allerdings eine größere Bereitschaft, über dieses einst tabuisierte Thema zu sprechen.

Unfruchtbarkeit trifft Männer und Frauen gleich häufig

Hat sich nach etwa einem Jahr immer noch kein Nachwuchs angekündigt, sollten Paare einen Frauenarzt aufsuchen. Je älter die Partner sind, desto zügiger sollten sie einen Arzt konsultieren. Dieser führt in der Regel mit beiden Partnern verschiedene Untersuchungen durch, um den Grund für den unerfüllten Kinderwunsch zu ermitteln. Denn die Ursache liegt mit jeweils 30 bis 40 Prozent nahezu gleich häufig bei Mann und Frau. Bei rund 20 Prozent der Paare liegen bei beiden Partnern Fruchtbarkeitsstörungen vor.

Mögliche Störungen bei der Frau

Fruchtbarkeitsstörungen haben bei Frauen wie bei Männern meist biologische Gründe. Bei Frauen führen oft hormonelle Probleme dazu. Aber auch Erkrankungen und Geschlechtskrankheiten können Schwangerschaften erschweren oder verhindern. Die wichtigsten Ursachen im Überblick:

  • Der Eisprung bleibt aus: PCO-Syndrom und andere HormonstörungenEine mögliche Ursache für Fruchtbarkeitsstörungen bei geschlechtsreifen Frauen ist das PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom). Viele davon Betroffene sind übergewichtig. Ein Hinweis auf die Störung ist eine unregelmäßige oder ausbleibende Monatsblutung. Beim PCO-Syndrom liegt zudem häufig ein erhöhter Spiegel an männlichen Hormonen vor. Auch die Östrogenproduktion ist erhöht. Dies sorgt dafür, dass ein normaler Zyklus nicht möglich ist: Die Reifung der Eizellen ist behindert, so kommt es seltener oder gar nicht zum Eisprung. Neben dem PCO-Syndrom gibt es auch andere hormonelle Störungen, die dazu führen können, dass kein regelmäßiger Eisprung auftritt.
  • Die Eizelle nistet sich nicht ein: Gelbkörperschwäche
    Auch die Gelbkörperschwäche geht mit einer Zyklusstörung einher. Bei ihr besteht im Körper ein Mangel am sogenannten Gelbkörperhormon (Progesteron), das nach dem Eisprung gebildet wird. Es ist wichtig, um die Gebärmutterschleimhaut auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Bei einem Progesteronmangel kann sich das befruchtete Ei nur schwer einnisten oder der Embryo wird zu früh wieder abgestoßen.
  • Die Eileiter sind verschlossen: Geschlechtskrankheiten
    "Häufig führen Infektionen zu Eileiterstörungen", erklärt Hinney. Besonders Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien können dahinterstecken. Sie werden meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und sind sehr tückisch, da die Infektion oft völlig unbemerkt verläuft. Betroffene Frauen leiden oft lediglich unter Erkältungssymptomen oder leichten Unterleibsschmerzen, würden deshalb aber nicht zum Arzt gehen. Als langfristige Folge einer unbehandelten Infektion können sich die Eileiter entzünden und dadurch vernarben und verkleben. Somit ist der Transport der Eizelle in die Gebärmutter oder der Weg der Samenzelle zur Eizelle erschwert oder sogar unmöglich.
    Auch bei Vernarbungen nach Operationen wie beispielsweise einer Blinddarmoperation kann es zu Eileiterstörungen und -schwangerschaften kommen. Andere Geschlechtskrankheiten können die Eileiter ebenfalls in Mitleidenschaft ziehen.
  • Gutartige gynäkologische Erkrankungen: Endometriose und Myome
    Endometriose ist prinzipiell eine gutartige gynäkologische Krankheit. Dabei wuchert eine Art Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter, zum Beispiel in den Eileitern oder Eierstöcken, und kann so die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
    Ähnlich verhält es sich bei Myomen. Die gutartigen Geschwülste in der Gebärmutter sind nur dann eine Ursache für Unfruchtbarkeit, wenn sie so ungünstig liegen, dass die Einnistung eines Embryos verhindert wird.
  • Angeborene Fehlbildungen und Störungen
    Eher selten, aber dennoch eine mögliche Ursache für eine ungewollte Kinderlosigkeit sind anatomische Fehlbildungen oder Veränderungen von Eierstöcken, Eileiter oder der Gebärmutter. Ebenfalls ein Sonderfall: Abwehrreaktionen gegen die Spermien des Partners, wodurch eine Befruchtung verhindert wird.

Mögliche Störungen beim Mann

Meist liegt eine Fruchtbarkeitsstörung des Mannes darin begründet, dass die Spermien nicht in ausreichender Anzahl oder Qualität vorhanden sind. Darüber kann ein Spermiogramm Aufschluss geben. "Aber nicht nur die Zahl, sondern auch die Beweglichkeit ist wichtig", so Gynäkologe Hinney. Werden nicht genügend reife und gut bewegliche Spermien produziert, kann das unterschiedliche Ursachen haben:

  • Krampfadern im Hoden
  • Hodenhochstand
  • frühere oder akute Infektionen der Hoden oder Nebenhoden
  • Schädigung der Erbanlagen
  • ungesunde Lebensweise (z.B. Rauchen)

Auch können die Samenleiter – wie die Eileiter der Frau – schwer durchgängig oder verschlossen sein, sodass sich in Folge zu wenige oder keine intakten Spermien im Ejakulat befinden. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer, teils unklarer Einflüsse, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.

Weitere Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit

Nicht immer müssen biologische Ursachen dahinterstecken. Auch psychologische und soziologische Faktoren können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Beispielsweise Stress, Alkohol, Zigaretten, Über- oder Untergewicht. Wenn eine Schwangerschaft aber auf Dauer ausbleibt, stecken selten rein seelische Ursachen dahinter. "Die Psyche allein ist meist nicht die Ursache für Unfruchtbarkeit", so Hinney.

Was passiert nach dem Befund?

Je nach Diagnose stehen dem Paar mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Ein erster Ansatz ist die Zyklusbeobachtung durch Messung der morgendlichen Temperatur (Basaltemperatur). In der ärztlichen Praxis können zusätzlich Ultraschall- und Blutuntersuchungen erfolgen, um den optimalen Befruchtungszeitraum festzustellen. Auch kann beispielsweise eine Hormontherapie die Fruchtbarkeit verbessern oder eine Operation verklebte Eileiter wieder durchlässig machen. Liegt keine behandelbare Ursache vor oder hat die Therapie nicht zum Erfolg geführt, stehen dem Paar weitere Methoden wie eine künstliche Befruchtung zur Verfügung.

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