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Hochschwanger und noch keine Ahnung vom Wickeln? "Gar kein Problem", sagt Manuela Rauer-Sell, freiberufliche Hebamme in Berlin und beratende Hebamme beim deutschen Hebammenverband e.V. Denn nach der Geburt  helfen Kinderpfleger und Hebammen im Krankenhaus beim Windelnwechseln  und erklären den Eltern jeden Schritt genau. Zu Hause berät dann die Hebamme in der Wochenbettbetreuung bei weiteren Fragen. "Anfangs wechseln Eltern Ihrem Baby täglich viele Male die Windeln", sagt Rauer-Sell. "So lernen sie es sehr schnell." Wer trotzdem schon vorher Bescheid wissen  möchte oder keine Hebamme fürs Wochenbett gefunden hat, kann einen Babypflegekurs absolvieren, zum Beispiel in einer  Hebammenpraxis. Oder er liest einfach hier nach:

Der ideale Wickelplatz

"Ein fester Wickelplatz ist auf jeden Fall empfehlenswert", sagt Rauer-Sell. In einem Regal darüber oder einer Kommode darunter sollte Stauraum für Windeln, Cremes und  Waschlappen sowie Wechselwäsche sein. Eine  weiche Unterlage mit waschbarem Bezug macht den Wickelaufsatz gemütlich – daneben sollten die wichtigsten Utensilien griffbereit stehen. Ob der Wickeltisch im Kinderzimmer steht  oder im Bad, ist Geschmackssache und oft auch einfach eine Platzfrage. Da beim Wickeln oft Wasser  benötigt wird, hat der Wickelplatz im Bade­zimmer aber Vorteile.

Sturz vom Wickeltisch vermeiden

Die wichtigste Regel beim Wickeln ist: ­Immer eine Hand am  ­Baby haben. "Der häufigste Unfall im Babyalter ist leider immer noch der Sturz vom Wickeltisch", sagt Rauer-Sell. "Deshalb dürfen Eltern das Kind auf keinen Fall alleine liegen lassen, auch wenn  es sich noch nicht von selbst umdrehen kann." Wärmelampen oder Heizstrahler sollten in sicherer Höhe befestigt werden und Kabel nicht herunterhängen. "Sie sind meist ohnehin nur in den ersten paar Monaten nötig", sagt Rauer-Sell. "Oft sind die Räume heutzutage aber auch ohne sie warm genug." Ist das Baby so groß, dass es danach greifen kann, die Lampen und Strahler unbedingt entfernen.

Der richtige Griff zum Wickeln: Den gegenüberliegenden Oberschenkel des Babys fassen, das andere Bein liegt auf dem Unterarm

Der richtige Griff zum Wickeln: Den gegenüberliegenden Oberschenkel des Babys fassen, das andere Bein liegt auf dem Unterarm

Der richtige Griff

Damit Mama oder Papa die Beine des Babys beim Wickeln nach oben nehmen, ohne ihm wehzutun, hilft der richtige Griff. Das Baby liegt dabei auf dem Rücken, Mama oder Papa fasst mit der rechten Hand den von oben aus gesehen linken Oberschenkel des Babys, das rechte Bein des Babys liegt auf dem Unterarm. Mit der anderen Hand, geht es andersherum. Jetzt die Beine des Babys etwas zu seinem Kopf hin anheben – sie sind dabei so abgeknickt, als säße es auf einem Stuhl. Diese Grifftechnik schont Hüfte und Gelenke des Babys. Tipp: Beim Wickeln am besten mit dem Baby reden und es immer wieder ansehen.

Sauber machen

Zum Saubermachen die Windel öffnen, das Vorderteil über den Inhalt klappen und leicht einrollen. Falls Kot in der Windel ist, den gröberen Schmutz dabei mit dem Vorderteil der Windel abwischen. Mit einem feuchten Waschlappen Po und Hautfalten reinigen. "Gerade in den ersten Wochen ist die Haut von Babys sehr empfindlich", sagt Rauer-Sell. "Deshalb empfehlen wir die Reinigung mit dem Waschlappen – auf Inhaltsstoffe von Feuchttüchern oder Babyöl reagieren manche." Wer auch zu Hause Feuchttücher benutzen will, solle auf Produkte ohne Zusatzstoffe zurückgreifen. Mit dem Waschlappen oder Tuch immer von vorne nach hinten wischen, damit keine Darmkeime in den Genitalbereich gelangen. Dann die alte Windel herausziehen, das Vorderteil weiter einrollen, die Klettverschlüsse von links und rechts nach vorne schließen, sodass ein Päckchen entsteht und dieses später entsorgen.

Trockentupfen und eincremen

"Nach dem Saubermachen können Eltern das Baby einfach kurz strampeln lassen, bis der Po trocken ist", empfiehlt Rauer-Sell. Verbringt das Baby ab und zu etwas Zeit ohne Windel, beugt das einem wunden Po vor. Alternativ den Po des Babys mit einem weichen, trockenen Waschlappen trockentupfen – dabei nicht reiben. "Auf keinen Fall das Baby fönen", sagt Rauer-Sell. "Dabei können schlimme Unfälle auftteten." Falls der Po gerötet ist, im Anschluss dünn Wundschutzcreme auftragen. "Das macht man heute aber nicht mehr prophylaktisch", erklärt Rauer-Sell. Einwegwindeln seien heutzutage sehr saugfähig, durch feine Poren in der obersten Schicht fließt die Flüssigkeit gut ab. "Ist zu viel Creme auf der Haut, verstopfen diese Poren", sagt Rauer-Sell.

Frische Windel anlegen

Im Anschluss das Hinterteil einer frischen Windel unter den Po des Babys schieben. Das Vorderteil über den Bauch klappen, die Klettverschlüsse schließen. Bei Neugeborenen, bei denen der Nabel noch nicht abgeheilt ist, vor dem Schließen den Bund des Vorderteils nach innen umklappen, sodass der Nabel freiliegt. Prüfen, ob zwei Finger gerade noch Platz zwischen Bauch und Windel haben – dann sitzt die Windel straff genug. An den Beinabschlüssen der Windel die gerafften Ränder nach außen klappen. Sind diese nach innen geklappt, läuft die Windel leichter aus.

Wie oft wecheln?

Grundsätzlich gilt: Babys Po sollte möglichst trocken in der Windel liegen. "Bei   Neugeborenen wechselt man die Windel ziemlich oft, mindestens acht Mal pro Tag", sagt Rauer-Sell. Meist geschehe das im Zusammenhang mit einer Mahlzeit, also vorher, mittendrin oder nachher – außer, das ­Kleine ist beim Trinken ­eingeschlafen. "Nach den ersten Wochen wechseln Eltern meist sechs bis acht Mal die Windel", sagt Rauer-Sell. Es gilt: Regelmäßig eine trockene Windel anlegen und wenn das Kind Stuhlgang hatte, so schnell wie möglich   wickeln.

Unterwegs wickeln

Sind die Eltern mit dem Baby unterwegs, gibt es häufig keinen Wickeltisch in der Nähe – oder zumindest keinen voll ausgestatteten. Deshalb am besten immer eine Wickeltasche mit allen nötigen Utensilien dabei haben: Wickelunterlage, Windeln, Feuchttücher, und Pflegecreme. Dann reicht notfalls auch ein weiches Stück Wiese, um das Baby von der vollen Windel zu befreien.Wichtig: Die Wechselwäsche nicht vergessen. "Manchmal läuft die Windel aus oder es passiert beim Wickeln, dass das Baby durch den Kältereiz uriniert", sagt Rauer-Sell. "Dann muss der Body oft auch noch umgezogen werden." Praktisch sind zudem kleine Plastik­tüten für gebrauchte  Windeln und nasse oder dreckige Kleidung.

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