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Faktor 1: Geburtsvorbereitungskurs

Mit Partner, alleine, kompakt am Wochenende oder vielleicht sogar überhaupt nicht? "Typ­sache", sagt Gynäkologe Wolf Lütje. "Vielen Schwangeren tut es gut, sich vorher mit Gleichgesinnten zu treffen und möglichst viel über den Ablauf der Geburt zu erfahren. Anderen macht das eher Angst. Sie gehen besser unbedarft, ohne große Vorbereitung in den Kreißsaal." Im besten Fall trage ein Geburtsvorbereitungskurs dazu bei, den Übermütigen den Übermut zu nehmen und den Ängstlichen ein bisschen Mut zu machen, sagt er.

Lütje empfiehlt, einen Kurs möglichst in der Geburtsklinik zu besuchen. "Das Umfeld wird einem dann schon mal ein bisschen vertraut", sagt er. Hebamme Ann-Kathrin Landsgesell rät Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, einen Kurs für Erstgebärende zu wählen. In gemischten Kursen gehe es häufig auch um die Verarbeitung bereits vergangener Geburtserlebnisse. "Waren die nicht so schön, kann das Frauen ohne Geburts­erfahrung sehr verunsichern", sagt sie.

Wer bereits eine Geburt hinter sich hat, verzichtet häufig auf einen Kurs beim nächsten Kind. "Das ist eigentlich sehr schade", findet Hebamme Christiane Schwarz. Oft sei der Kurs eine der wenigen Möglichkeiten, sich einmal nur auf das neue Baby zu besinnen – Momente, zu denen Mütter im Alltag mit Kindern oft gar nicht kommen.

Faktor 2: Geburtsort

"Natürlich ist der selbstbestimmteste Ort, ein Kind zur Welt zu bringen, das eigene Haus", sagt Hebammenwissenschaftlerin Christiane Schwarz. "Dort ist die Frau die Gastgeberin." Auch in einem Geburtshaus stehen die Chancen gut, dass Hebammen individuell auf die Wünsche der Gebärenden eingehen können, denn schließlich kümmern sich dort ein oder zwei Hebammen ausschließlich um eine Frau.

Fakt ist aber: Die meisten Frauen wünschen sich die sichere Umgebung der Klinik. Aber wie finden Schwangere das Krankenhaus, das zu ihnen passt? "Das Bauchgefühl muss stimmen", meint Ann-Kathrin Landsgesell. Einen ersten Eindruck vermitteln Informationsabende und Kreißsaalbesichtigungen, die fast alle Kliniken anbieten.

Lütje empfiehlt, die Veranstaltungen zu nutzen, um Fragen zu stellen: Wie hoch ist die Interventionsrate (Einleitung, PDA, Dammschnitt, Saugglocke, Kaiserschnitt)? Wie viele Geburten hat eine Hebamme gleichzeitig zu betreuen? Besteht die Möglichkeit, mit Wehen an der Kreißsaaltür abgewiesen zu werden? Hilfreich sei es, wenn das Krankenhaus bereits vor der Geburt eine Sprechstunde anbiete, bei der Schwangere und Geburtshelfer unter vier Augen miteinander reden könnten. "In diesem Rahmen können auch persönliche Ängste und Erwartungen besprochen und notiert werden, und das Kreißsaalpersonal kann bei der Geburt entsprechend reagieren", sagt Lütje.

Schwangere, die bereits eine extrem schmerzhafte Geburt hinter sich haben, möchten vielleicht die Sicherheit – sollte nichts dagegen sprechen –, eine Periduralanästhesie (PDA) zu bekommen. Oder Frauen, die in ihrer Vergangenheit etwa sexuelle Gewalt erfahren haben, wollen vielleicht unter der Geburt nur von Geburtshelferinnen begleitet werden.

Faktor 3: Geburtshelfer

Wer sein Kind in einer Klinik auf die Welt bringt, kennt die Geburtshelfer dort in der Regel nicht. Für die meisten Frauen ist das kein Problem, aber manchmal stimmt die Chemie einfach nicht. "Wer merkt, dass er sich mit einer Hebamme oder einem Arzt nicht wohlfühlt, darf und sollte das sagen", meint Lütje. Ein Personalwechsel verbessere meist nicht nur die Atmos­phäre im Kreißsaal, sondern den gesamten Geburtsverlauf – und davon profitieren alle.

Schwarz empfiehlt Frauen eine Beleghebamme. Sie kann Schwangere schon vor der Geburt im Rahmen der Vorsorge betreuen und später auch die Wochenbettbetreuung übernehmen. "Kennt die Hebamme die Frau bereits, kann sie während der Geburt individueller auf sie eingehen", sagt sie. Voraussetzung allerdings: Schwangere müssen sowohl eine Beleghebamme als auch ein Krankenhaus finden, in dem Beleggeburten möglich sind.

Sinnvoll sei es, auch einen Geburtsplan zu schreiben und diesen ins Krankenhaus mitzunehmen, findet Landsgesell. Dabei macht sich die Frau schon vor der Geburt Gedanken: Was sind meine Wünsche? Was sind No-Gos? "Natürlich sollte man im Hinterkopf haben, dass es aus medizinischen Gründen immer anders kommen kann", sagt die Hebamme. Ein Geburtsplan mit ausformulierten Erwartungen – schwarz auf weiß – mache aber allen Anwesenden deutlich, dass die Frau sich bewusst mit der Geburt auseinandergesetzt habe und Absprachen erwarte.

Faktor 4: Partner

Egal wer die Frau in den Kreißsaal begleitet: "Die einzige Aufgabe, die er oder sie bei der Geburt hat, ist, nicht zu stören", sagt Wolf Lütje. Diese Ohnmacht auszuhalten und der Frau beim Leiden zuzusehen, ist gerade für den eigenen Partner nicht leicht. "Trotzdem sollten Frauen unter der Geburt nie das Gefühl haben, sie müssten sich auch noch um jemand anderen kümmern", sagt er.

Auch Schwarz findet: Es muss nicht unbedingt der eigene Partner sein, wenn er sich der Situation nicht gewachsen fühlt. Auch Mutter oder Freundin können zum Beispiel mitkommen. Wichtig nur: Er oder sie sollte ein Gespür für die Bedürfnisse der Gebärenden haben und als ihr Sprachrohr dienen. Geht es ihr gut? Fühlt sie sich unverstanden, aber traut sich das nicht zu sagen? "Am besten sprechen Frauen mit ihrer Begleitperson vorher über ihre Erwartungen", rät Landsgesell, zum Beispiel bei einem Partner-Geburtsvorbereitungskurs.

Faktor 5: Erfahrung

Ist eine vorherige Geburt nicht gut gelaufen, kann die Folgeschwangerschaft belastend sein. "Alles, was eine Frau erlebt hat, hat Einfluss auf einen zukünftigen Geburtsverlauf", ist Wolf Lütje überzeugt. Umso wichtiger sei es, traumatische Erlebnisse rechtzeitig aufzuarbeiten, meint der Gynäkologe. Er schenkt seinen Patientinnen einen lebenslang gültigen Gutschein, das Geburtserlebnis mit ihm nachzubesprechen. Gut zehn Prozent aller Frauen, die in seiner Klinik entbinden, nehmen dieses Angebot an. "Vieles lässt sich in einem guten Gespräch klären", sagt Lütje. Warum sind manche Dinge passiert? Was waren die Gründe für Eingriffe? "Ein guter Zeitpunkt, Kritik und Fragen loszuwerden, ist die Abschluss­untersuchung in der Klinik", meint Landsgesell. "Der Fall ist dann bei den Geburtshelfern noch präsent und kann mit ihnen aufgearbeitet werden."

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