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Bei uns gibt es seit Tagen ununterbrochen Streit!

Die Lösung: Wilfried Griebel, Diplom-Psychologe am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München, rät Eltern zunächst dazu, gründlich aus der Ferne zu beobachten. Worum geht es? Ist es ein Machtverteilungskampf? Oder ist es ein Streit darüber, wer welche Rolle in einem Spiel übernimmt? In Fällen, in denen Kinder um ihre Rollen oder um ihr Eigentum kämpfen, sollen Eltern nicht eingreifen. "Solche Konflikte lösen die Kleinen immer allein, auch wenn es dauert", so Griebel. Nur wenn Väter und Mütter einen Anteil am Streit haben, können sie auch etwas daran ändern. Beispiel: Ein Kind fühlt sich zurückgesetzt, hat den Eindruck, es komme zu kurz. Oder es fühlt sich gerade sehr einsam.

Unsere Kinder schaffen es nicht, sich zu vertragen!

Die Lösung: Einen Konflikt zu bereinigen ist eine wichtige Fähigkeit, die Kinder erst mühsam lernen müssen. Psychologe Griebel rät, Streithähne gemeinsam aufs Zimmer zu schicken – mit den Worten: "Ihr kommt erst wieder heraus, wenn ihr euch vertragen habt." Wenn die Kinder zurückkommen und es tatsächlich geschafft haben, sich zu einigen, gibt’s ein dickes Lob – und die Nachfrage: "Jetzt interessiert mich, wie euch das gelungen ist!" Das Besondere dabei: Wenn Eltern ihren Blick auf die Konfliktlösung lenken, anstatt die Kinder zu schimpfen, sorgt das für Streitkompetenz. Eine Fähigkeit, auf die die Kleinen über kurz oder lang mächtig stolz sind!

Dipl.-Psychologe Wilfried Griebel vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München

Dipl.-Psychologe Wilfried Griebel vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München

Meine Kinder kämpfen mit unfairen Mitteln!

Die Lösung: Kratzen, Beißen, Spucken – verboten! So einfach ist das. "Gewaltlosigkeit ist ein wichtiges Thema bei Konflikten", mahnt Experte Griebel. Und diese Einstellung sollten Eltern voller Überzeugung vertreten. Als Gewalt gilt dabei auch lautes Brüllen und Beschimpfen. Meist geht es bei Gewaltkonflikten eh nur darum, wer der Stärkere ist. Das lässt sich auch anders klären: beim Seilziehen zum Beispiel oder bei einem Wettlauf. Wenn ein Kind dem anderen wehgetan hat, gilt ausnahmslos das Verursacherprinzip: "Dann muss der Täter trösten oder einen Waschlappen holen, um eine schmerzende Stelle zu kühlen", sagt Griebel.

Ein Kind fühlt sich dauernd benachteiligt, obwohl das gar nicht stimmt!

Die Lösung: Eltern müssen dazu stehen, dass sie nicht jeden gleich behandeln können – schließlich hat jedes Kind eine eigene Persönlichkeit. Grundsätzlich gilt: "Meist bevorzugen Eltern unbewusst das angenehmere Kind, das weniger Ärger und Krach macht", weiß Griebel aus seiner Praxis. Was jetzt nicht funktioniert: krampfhaft und um Gerechtigkeit heischend allen Kindern das gleiche elterliche Verhalten angedeihen lassen. Was immer funktioniert: regelmäßig mit jedem Kind Dinge unternehmen, die speziell zu ihm passen. Einen Sportler kann man ins Fußballstadion einladen, ein ruhigeres Kind vielleicht ins Theater. Mit dem einen geht es zum Schlittenfahren, der andere bekommt eine Extraeinheit Vorlesezeit.