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Es gibt Geschenke, die versetzen Oberglucken-­Mütter wie mich in Stress. Kinogutscheine zum Beispiel. "Damit ihr auch mal wieder was zu zweit unternehmen könnt", verkündete meine Freundin freudig, als sie uns ihr Oster­präsent überreichte. "Und das Beste: Ich passe auf Merle auf." "Ach, das ist ja schön!", murmelte ich mit angestrengtem Lächeln.

In Wirklichkeit sah ich dem ersten Abend ohne mein Baby mit Schrecken entgegen. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir ins Kino gehen können", gab ich meinem Liebsten zu bedenken, als die Sache ernst wurde. "Hä?", fragte Felix und schaute mich irritiert an. "Merle fremdelt doch so", antwortete ich. "Seit wann das?", fragte er. "Schon sehr lange!", entfuhr es mir gereizt.

Einen Reißverschluss bedienen? Das versteht der Babysitter nie!

Der partnerschaftlichen Harmonie wegen einigten wir uns auf ­einen Film ohne Überlänge. 106 Minuten, 20 Uhr, französische Komödie. Ich instruierte meine Freundin bis 19.45 Uhr in Sachen Schlafanzug, Schnabeltasse und Schmusegiraffe. "Ich glaube, sie hat jetzt verstanden, wie man einen Reißverschluss bedient", sagte Felix, während ich das Öffnen und Schließen des Schlafsacks wiederholt demonstriert hatte. "Und tschüss", sagte meine Freundin. Zum ersten Mal seit sieben Monaten waren wir allein zu zweit.

Ohne Kinderwagen, ohne Wickeltasche, ohne­ Tragetuch. "Herrlich", sagte Felix. "Komisch", fand ich. Wir order­ten zweimal Popcorn mit Cola, und ich versuchte mich bestmöglich zu entspannen. "Handys aus", befahl ein Zeichentrickmonster aus dem Vorprogramm. "Gewiss nicht", dachte ich und lugte aufs Smartphone. Das, was ich sah, hätte nicht schlimmer sein können: kein Empfang!

Kein Empfang? Das geht ja gar nicht!

"Wir müssen sofort gehen", flüsterte ich meinem Liebsten panisch ins Ohr. "Wieso das?", fragte Felix, während er mit der Popcorntüte ­raschelte. "Wir haben keinen Handyempfang", empörte ich mich. "Na und?", fragte Felix genervt. Ich schnaubte. "Na, wenn was mit ­Merle ist?" "Psst", zischte es aus der Reihe vor uns. Um es kurz zu machen: Wir sind gegangen. Nicht etwa, weil Felix den Ernst der Lage ­eingesehen ­hätte.

Während er entspannt Richtung Leinwand schaute, stieß ich wild wedelnd auf der Suche nach Empfang mit meinem Handy gegen den ­Colabecher. Dessen Inhalt ergoss sich daraufhin zwischen Ledersitz und integriertem Fußhocker und durchnässte meine Handtasche ­inklusive Portemonnaie und Kinder-Vorsorgeuntersuchungsheft komplett. Es ­bedurfte ­einer sofortigen Trocknung auf der heimischen Heizung.

Anders als bei Felix war die Laune bei Merle und ihrer Babysitterin ­übrigens prächtig. Meine Freundin war voll des Lobes: "Ich habe wirklich noch nie auf ein Kind aufgepasst, das so wenig fremdelt."