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Eigentlich wissen wir doch, wie es geht. Obst und Gemüse essen, sich Zeit nehmen, selbst kochen, Fastfood meiden – in der Theorie kennen wir die Fakten, wie wir uns ausgewogen ernähren sollten, um normalgewichtig zu sein beziehungsweise abzunehmen. Nur in der Praxis will die Umsetzung oft einfach nicht gelingen. Woran liegt das?

"So gemein das klingt, aber die meisten Abnehmwilligen essen unbewusst zu viel, das Falsche, und sie bewegen sich zu wenig", erklärt Prof. Dr. Christine Graf. Sie ist Sportmedizinerin an der Deutschen Sporthochschule Köln und hat sich auf das Thema Abnehmen spezialisiert. "Diese ungünstige Kombination sorgt dafür, dass die überschüssigen Kalorien gespeichert statt verbrannt werden. Das Ergebnis sehen wir auf der Waage, das Gewicht steigt."

Verführung lauert überall

Für die Medizinerin gibt es dafür eine plausible Erklärung: "Wir haben verlernt einzuschätzen, wie viel Energie in Lebensmitteln steckt und wie viel wir uns eigentlich bewegen müssten, um diese zu verwerten." In der Leiste unten haben wir einige Sünden aufgelistet und die ungefähre Schrittzahl ermittelt, die man zügig gehen müsste, um Schokolade, Eis und Co. wieder auszugleichen. Ernährungswissenschaftlerin Karin Nichter-Wolgast von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg ergänzt: "Die Verführung lauert an jeder Straßenecke und wir vergessen im Laufe des Tages, was wir tatsächlich schon alles gegessen haben."

So viel Schritte brauchen Sie, um diese Sünden auszugleichen

Der Überfluss an Nahrung und die heutige Lebensweise passen einfach nicht zu unserem evolu­tionsbiologischen Bauplan. Der entstand, als es noch nicht viel zu essen gab. "Er funktioniert nach dem Motto: Iss, was du kriegen kannst, bei so wenig Aufwand wie möglich", sagt Sportmedizinerin Graf. Dazu kommt die genetisch programmierte Vorliebe für energiereiche Nahrung. So lässt sich zum Beispiel erklären, warum wir tendenziell alles bevorzugen, was süß und fett ist. "Beides bedeutete für unsere Urahnen meist keine Gefahr, sondern einen guten Vorrat. Diese Aspekte nutzt die Lebensmittel­industrie heute aus, und wir werden regelmäßig schwach", erklärt Nichter-Wolgast.

Diäten bewirken das Gegenteil

Stress, Schlafmangel, Kummer – all das kann zusätzlich Abnehmver­suche torpedieren. Die meisten neigen dazu, diese Durchhänger mit Nervennahrung auszugleichen. Also doch streng Diät halten? "Nein", sagen beide Expertinnen. "Diät bedeutet für die meisten Verzicht. Darauf reagieren wir mit Verlustängsten. Es fühlt sich wie eine Strafe an", sagt Nichter-Wolgast. Durchhalten – Fehl­anzeige. Gleichzeitig reagiert der Körper auf die Diät.

Biologisch betrachtet stellt jede Diät eine Notzeit dar, der Körper drosselt den Grundumsatz. Wer von einer Blitzdiät in die nächste Radikalkur stolpert, bringt seinen Stoffwechsel durcheinander. Die Folge: Nach der Diät verbraucht man noch weniger Kalorien als zuvor, die Pölsterchen auf der Hüfte werden mehr statt weniger. Ein Frust­erlebnis.

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So kann das Abnehmen gelingen

Wer dauerhaft abnehmen will, braucht eine positive Einstellung und Durchhaltevermögen. "Nicht der Verzicht sollte Antrieb sein, sondern das Gefühl, sich selbst etwas Gutes zu tun, gesünder zu leben", sagt Graf. Auch wer genetisch benachteiligt ist, denn in der Tat gibt es eine gewisse Neigung zu Rundungen, kann schlanker werden. "Mit viel Geduld, Motivation und Willenskraft gelingt das auch Menschen, denen es die Natur schwerer macht", sagt Nichter-Wolgast.

Sie rät zu einem Ernährungstagebuch. Wann wird wie viel gegessen und warum? "Erst wer weiß, wie er beim Essen tickt, kann sein Verhalten ändern", so die Expertin. Übrigens: "Bewegung unterstützt zwar das Abnehmen, entscheidender für den Erfolg ist jedoch das Essverhalten", sagt Graf.

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